Sie hat auf ihn gewartet

Krieg findet nicht nur zwischen Armeen statt, Krieg trifft auch die Zivilbevölkerung. In diesem Band kommen die jungen Frauen zu Wort, die im Zweiten Weltkrieg um das Leben ihres Freundes bzw. Mannes bangen und sich zudem den Verhältnissen vor Ort anpassen mussten: Hunger, Angst, Bombenterror, Fluchtsituation und Ungewissheit. In den Geschichten von sieben Paaren werden dem Leser die Schreckensszenarien von Krieg und Vertreibung eindrucksvoll vor Augen geführt. Seien es Gisela und Rudolf, der im Krieg ein Bein verlor, oder das Berliner Paar Gerda und Ferdinand. Gerda, ungeliebt von der Familie ihres Mannes und ausgebombt, durfte letztlich ihren Liebsten wieder in die Arme schließen. Schicksalhaft traf es vor allem die Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen. Ursprünglich deutschstämmig, dann angesiedelt in Rumänien, waren sie weder von den Deutschen noch von den Rumänen geliebt. So musste auch Josefine fliehen, ihr Ziel war eine Tante in Graz, das 1000 km entfernt lag. Auf ihrer Flucht versteckten sie sich bei eisigen Temperaturen tagelang im Wald, wo sie schließlich von Russen aufgespürt und ein Teil der Gruppe, meist Frauen und Kinder, tatsächlich vergewaltigt wurde. Sie fand ihren Richard später wieder. - In der heutigen Zeit ist es kaum vorstellbar, welche Entbehrungen die Menschen vor etwa 80 Jahren zu erdulden hatten. Die Sprache der Autorin klingt sehr pragmatisch. Kurze Sätze formen die Geschichten, die dadurch manchmal sprachlich recht schlicht wirken. Trotzdem gelingt es der Journalistin, Ereignisse und Situationen eindringlich und zu Herzen gehend zu schildern. Keine literarische Glanzleistung, aber als Zeitzeugnis durchaus eine Empfehlung für alle Bestände wert.