Wenn unsere Welt zerspringt

In ein idyllisches französisches Bergdorf zieht Bakary Langlois, ein reicher schwarzer Unternehmer, und bringt die festgefügte Ordnung durcheinander. Anna und ihr Mann Constant freunden sich mit den neuen Nachbarn an, bis Anna sich als Putzfrau anbietet, was Constant als Demütigung empfindet. Als die ganze Familie brutal ermordet und Constant als Täter überführt wird, „zerbricht“ Annas Welt. Die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit beruht, wird aus der Perspektive Annas erzählt, die von der Gerichtsverhandlung berichtet und dabei an ihre gemeinsame Zeit mit Constant denkt und sich ihn nicht als Monster vorstellen kann. Sie fragt sich, wie es so weit kommen konnte. Constant war in den letzten Wochen und Monaten vor der grausamen Tat immer aggressiver geworden, wenn es um seinen Nachbarn Bakary ging. Er war neidisch auf den Luxus der schwarzen Familie, die ihm bewusst machte, was er hätte haben können, hätte nicht ein Unfall seine große Karriere zerstört. Unterschwelliger Rassismus und Sozialneid im Dorf werden deutlich. Anna beschreibt das Wetter, das Alltagsleben im Ort, die Dorfjugend und die Alten in der Kneipe, ihre vulgären Gesänge bei Hochzeitsfeiern; später zählt sie geradezu zwanghaft alle Gerichte eines opulenten Buffets auf, verrennt sich immer weiter in Einzelheiten des Verhörs durch den Staatsanwalt. Dies liest sich wie ein Versuch, die zuerst durch die Ankunft der Familie Langlois und dann endgültig durch die Morde zerstörte Ordnung wiederherzustellen: die Ordnung in der Dorfhierarchie, aber auch die Ordnung in Annas eigenen Gedanken. - Eine auf nur 174 Seiten höchst nuanciert erzählte Tragödie in einem kleinen Dorf -großartig geschrieben und nachdrücklich empfohlen.