Sonnenhang
Katharina ist Ende Dreißig und lebt mit ihrer Katze allein in einer unbehaglichen Wohnung im Berliner Wedding. Langsam wird es Zeit für den Traummann und die Erfüllung des Kinderwunsches. Da trifft sie die Diagnose der Frauenärztin wie ein Schlag:
ihre Gebärmutter muss entfernt werden! Katharina, die sich ungesehen, unattraktiv, leer und wie ein Donut mit einem Loch in der Mitte sieht, sucht einen neuen Sinn in ihrem Leben. Per Zufall erfährt sie von der Möglichkeit eines Ehrenamtes in der Seniorenresidenz Sonnenhang. Dort hat die "Späßeckenulla" aufgehört, die dort einmal wöchentlich eine Kniffelgruppe für interessierte Bewohner:innen angeboten hat. Dadurch lernt Katharina einige der alten Menschen kennen, die auf ihre jeweils ganz eigene Art mit der Zwangsgemeinschaft der Residenz umgehen. Und zwischen diesen, dem Pfleger Umut und Katharina entwickelt sich mit der Zeit eine Wahlverwandtschaft und Katharina genießt einige Momente von Unbeschwertheit beim gemeinsamen heimlichen Genuss von Pfeffi. – Eindrucksvoll und einfühlsam, mit leisem Humor und ohne Weinerlichkeit zeigt der Roman, dass Frau auch ohne erfüllten Kinderwunsch ein erfülltes Leben führen kann. Und er zeigt, wie eine (junge) Frau wieder Zutrauen ins Leben findet, nachdem das Schicksal ihr einen Strich durch ihre Pläne gemacht hat. Ein absolut empfehlenswerter Roman über den Sinn des Lebens.
Gabriele Güterbock-Rottkord
rezensiert für den Borromäusverein.
Sonnenhang
Kathrin Weßling
Rowohlt Hundert Augen (2025)
219 Seiten
fest geb.
Auszeichnung: Roman des Monats