Stimmen der Freiheit

Endlich ist ihr Traum wahr geworden: Marlene von Runstedt zieht als Abgeordnete in das Weimarer Parlament ein. Einfach war der Weg dorthin nicht. Für eine Frau bedeutete eine Karriere in der Politik im Jahre 1918 der Verzicht auf ein Privatleben. Marlene ist diesen Weg konsequent gegangen. Nach dem Abschluss einer Privatschule, Gymnasien für Mädchen gab es Ende des 19. Jh. noch nicht, und dem erfolgreichen Absolvieren von zusätzlichen Kursen, gelingt es ihr, in Paris zu studieren und in München ihren Doktor in Jura zu machen. Sie arbeitet in der Rechtsberatung für berufstätige Frauen und hat nach dem Ersten Weltkrieg geholfen, die Etappenhelferinnen über Polen aus der Ukraine wieder nach Deutschland zurückzuführen. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege mit denen von Justus von Ostwald, der nebenher auch eine Beziehung zu ihrer Jugendfreundin Sonja Grawitz unterhält. Auch der Kanzleipartner ihres Vaters, Max Emden, zeigt Interesse an ihr. Doch Marlene folgt als Juristin und Politikerin nur eigenen Zielen, auch wenn es für sie schmerzhaft ist und diese Ziele ihr alles abverlangen. Der Weg, den Marlene beschreitet, wird in diesem Buch nicht chronologisch beschrieben. Die einzelnen Kapitel springen in der Zeit und den Orten, manchmal wird aus Marlenes Sicht, manchmal aus der Sicht von Sonja Grawitz erzählt. Insgesamt zeigt das Buch ein gelungenes Bild der Möglichkeiten der Frauen Anfang des 20. Jh. auf. Die politischen Verhältnisse in Berlin und Warschau nach dem Ersten Weltkrieg werden plastisch geschildert und der Roman bekommt durch sie Authentizität. Die Autorin, die auch unter den Namen Micaela Jary und Micaela Marly historische Romane schreibt, schafft es, dass sich die Leser/-innen die beschriebene Zeit lebhaft vorstellen können. So macht das Buch Lust auf die noch folgenden Bände.