Federball

Altmeister John Le Carré (88) hat mit "George Smiley" einen der berühmtesten Spione in der Literatur geschaffen. Nat, der Protagonist seines neuesten Romans, kann da nicht ganz mithalten. Der ehemalige Top-Agent gehört mit 47 Jahren schon zum alten Eisen und wird nach jahrelangen Einsätzen auf der ganzen Welt in die "Oase" abgeschoben, einem unbedeutenden Londoner Büro, in dem sich die Geheimdienstler um "Schläfer" oder potenzielle Überläufer kümmern sollen. Nat findet sich damit ab, hat er doch endlich Zeit, sich um seine brüchige Ehe zu kümmern und seinem Lieblingssport Badminton nachzugehen. Außerdem fällt es ihm auf diesem Abstellgleis nicht ganz so schwer, mit seiner ins Wanken geratenden Loyalität für Krone und Vaterland klar zu kommen, denn als leidenschaftlicher Europäer behagt ihm der drohende Brexit überhaupt nicht. Eines Tages fordert ihn ein junger, ehrgeiziger Typ namens Ed auf dem Spielfeld heraus. Die beiden liefern sich hart umkämpfte Matches und beim anschießenden Bier lässt sich Ed, der sich als "Rechercheur" bezeichnet, vehement über den Brexit, Trump und andere Gefahren für Europa aus. Nat, der es eigentlich besser wissen sollte, erkennt viel zu spät, dass sein Spielpartner auf dem besten Weg ist, Landesverrat zu begehen und er selbst dadurch in einen Strudel aus Intrigen und Agenten-Klüngel gerät. - "Federball" ist ein typischer Le-Carré-Roman, auch wenn ihm die Spannung der früheren Werke fehlt. An ihre Stelle treten geschliffene, oft bitterböse Dialoge, in denen er seiner eigenen Unzufriedenheit und Sorge über die Lage in Großbritannien Luft macht. Manchmal liest er sich wie eine Persiflage auf ein Genre, das sich nach dem Ende des Kalten Krieges neu erfinden musste. In allen Büchereien sehr sinnvoll.