Zeit des Terrors
1938: Nazi-Gegner Karl Raben, in den Diensten der Gestapo, hilft wieder seinem Freund, dem Kriminalkommissar Georg Lichtigkeit bei den Ermittlungen. Zuerst geht es um Übergriffe auf jüdische Juweliere durch untere SA-Chargen. Die Ermittlungen ziehen sich, weil ihnen nur die kleinen Fische ins Netz gegangen sind, nicht aber die Hintermänner. Derweilen wird Raben auf einer Dienstfahrt nach Wien – kurz vor dem Anschluss Österreichs – von einer Frau und einem Mann angesprochen, die sich als Agenten des französischen Geheimdienstes ausgeben. Iris Lemke fasziniert Raben, der ein Verhältnis mit ihr anfängt. Da entdeckt er Hinweise, die beiden könnten für die Russen arbeiten. Lemke sagt ihm zu, Kahle, den Mittäter bei einem Mord an einem Redakteur Jahre zuvor, auszuschalten. Denn Raben hält ihn für einen der Anstifter zu den Juwelendiebstählen. Doch Kahle bringt Lemke um. Der Prozess bringt Raben in große Schwierigkeiten. Trotzdem könnte es für eine Verurteilung Kahles reichen... – Der Autor lässt die Lesenden an den brutalen Machtkämpfen innerhalb der NS-Organisationen vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges durch die Zwitterstellung Rabens teilhaben. Wer mit diesem Band in die Krimireihe (zuletzt: BP/mp 24/411) einsteigt, wird allerdings am Anfang Probleme haben, alle Agierenden, sowohl die fiktiven Charaktere wie auch die auftauchenden Nazi-Größen, zu erkennen und einzuordnen. Denn gerade in den ersten Kapiteln legt das Buch ein hohes Tempo vor; es sind eher Szenenfetzen als einführende Abschnitte. Hier hätte der Autor etwas an Rahmenschilderungen zulegen können. Die Dialoglastigkeit steigert einerseits den Duktus des Romans, andererseits wirft sie Schlaglichter, wie gefährlich ein offenes Wort gewesen sein kann. Hilfreich wäre auch ein Glossar, das die fiktiven wie vor allem die historisch verbürgten Figuren näher erläutert.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Zeit des Terrors
Christian v. Ditfurth
C. Bertelsmann (2024)
510 Seiten
fest geb.