Himmelssucher

Als Mina Anfang der 80er Jahre mit ihrem fünfjährigen Sohn aus Pakistan in die USA auswandert, verändert sie das Leben Hayats, dem Sohn ihrer alten Schulfreundin, bei der sie Zuflucht sucht, tiefgreifend. Sie harmonisiert nicht nur die zerrüttete Himmelssucher und dadurch für den Jungen belastende Ehe seiner Eltern, sondern führt ihn auch in den Islam ein, mit dem er aufgrund der Abneigung seines Vaters bis dato kaum näher in Kontakt gekommen ist. Die Koranstudien erfüllen und faszinieren den zehnjährigen Hayat zunehmend, auch weil er auf diese Weise eine Verbindung zu Mina aufbaut, für die er Gefühle hegt, die er selbst noch nicht benennen kann. Obwohl Mina keinen Wert auf religiöse Äußerlichkeiten und Formalitäten legt, ist die gebildete Frau dennoch streng gläubig, was ihre vorsichtige Beziehung zu Nathan, einem jüdischen Freund von Hayats Vater, oftmals behindert. Gerade soziale Einflüsse wie der starke Antisemitismus der örtlichen muslimischen Gemeinde überzeugen Mina schließlich von der Notwendigkeit, dieser wahren Liebe keine Zukunft zu geben. An jenem Punkt begeht Hayat, bewegt von Eifersucht auf Nathan und hineingesteigert in Religiosität, einen Fehler, der ihn noch viele Jahre schwer belasten wird. - Der Roman wird als Rückschau erzählt, von einem gerade erwachsenen Hayat, der sich vom Islam befreit fühlt. Er entwirft ein differenziertes Bild der familiären, sozialen und religiösen Einflüsse auf den Protagonisten, in einem aufgrund der zeitlichen Distanz des Erzählers oft objektiv anmutenden Stil, der die vielseitigen starken Emotionen der Figuren jedoch sehr eindringlich darlegt. Zudem bewirkt die Erzählung als Rückblick eine überaus kritische Betrachtung aller Figuren und ihrer Ansichten. Sehr zu empfehlen. (Übers.: Karl-Heinz Ebnet)

Marlene Knörr

Marlene Knörr

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Himmelssucher

Himmelssucher

Ayad Akhtar
Carl's books (2012)

381 S.
kt.

MedienNr.: 572752
ISBN 978-3-570-58516-0
9783570585160
ca. 14,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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