Afghanistan verstehen

Rainer Hermann, Islamwissenschaftler und FAZ-Korrespondent, legt mit diesem Buch den Versuch vor, komprimiert Geschichte und Politik des Vielvölkerstaats am Hindukusch zu erläutern und zu verdeutlichen, warum Afghanistan der "graveyard of empires" ist, an denen sich Großbritannien, die Sowjetunion und zuletzt der von den USA geführte "Westen" die Zähne ausgebissen haben. Insbesondere diesen letzten Zusammenbruch der afghanischen Republik 2021 und die Rückkehr der Taliban führt er dabei auf eine Mischung aus westlicher Hybris, örtlicher Korruption und vor allem der unterschiedlichen, jeweils islamisch-konservativ denkenden Ethnien im Land zurück. Für die Zukunft fordert er aber auch, dass die Weltgemeinschaft Afghanistan nicht aufgibt und zumindest für einen Mindeststaat sorgt, indem er jede humanitäre Hilfe an konkrete Bedingungen knüpft. Man muss den Analysen von Hermann weitgehend zustimmen. Manche Verkürzung oder Auslassung im Buch (gerade was die im Untertitel genannten Bereiche Geografie und Gesellschaft betrifft) ist mit dem geringen Umfang entschuldbar. Unangenehm ist freilich gerade deswegen so manche Worthülse und Wiederholung, die den Text prägen, so als wäre er rasch und ohne ausreichendes Lektorat entstanden. Als kurze Einführung in ein Land, das im Moment schon wieder in Vergessenheit zu geraten droht, sei der Ankauf empfohlen, sofern nicht bereits andere Literatur zum Thema Afghanistan vorhanden ist.