Das grenzenlose Und

Der zwölfte September soll es sein. Dann will die achtzehnjährige Marie ihrem Leben ein Ende setzen. Aufgrund traumatischer Kindheitserlebnisse mit einer prügelnden Mutter ist sie Borderline-Patientin, hat einen Suizidversuch hinter sich und ritzt sich auch danach immer wieder mit einer Rasierklinge. Sie fühlt sich nicht zugehörig zu dieser Welt und grenzt sich von den "Normalen" ab. Dennoch hat sich mit ihrem Therapeuten Willi auf einen Handel eingelassen: Sie darf ein Jahr lang keinen weiteren Selbstmordversuch unternehmen, dafür muss sie nicht in die geschlossene Abteilung der Klinik, sondern darf in der vom Sozialamt betreuten Mädchen-WG wohnen bleiben. Als sie Emanuel kennenlernt, ist das Jahr fast vorbei. Er leidet an einem Hirntumor und wird nicht mehr lange leben. Emanuel möchte von Marie erfahren, wie es ist zu sterben, denn er hat Angst davor. Kurzerhand beschließen sie, ihrem Leben gemeinsam ein Ende zu setzen. Doch Marie fühlt sich von ihm verstanden und geborgen, denkt viel über den Tod und das Leben nach, erkennt einen Sinn und außerdem hat Emanuel seine Meinung geändert. Sein letzter Wunsch ist es, dass sie in dieser Welt bleibt, auch wenn er gehen muss. Mithilfe eines befreundeten Arztes setzt er seinem Leben ein Ende. - Die Sozialarbeiterin Sandra Weihs liefert einen erstaunlichen und aufschreckenden Debütroman ab. Mit der oft drastischen und derben Sprache einer achtzehnjährigen todessehnsüchtigen Borderlinerin lässt dieser Roman den Leser in deren komplexe Gedanken- und Gefühlswelt eintauchen und nachvollziehen, wie fremd sie sich fühlt und als nicht dazugehörend empfindet, aber er lässt auch miterleben, wie sie schließlich zu hoffen und an sich zu glauben beginnt. Allerdings stehen Katholiken der Möglichkeit des assistierten Suizids (wie Emmanuel sie wählt) ablehnend gegenüber. Mit dieser Einschränkung empfehlenswert.