Svendborg 1937

Der Kunsthändler Oz Dinkelspiel ist mit seiner Galerie erfolgreich, bis die Nazis die meisten seiner Bilder als entartete Kunst konfiszieren. Die Familie beschließt dann, Deutschland sofort zu verlassen. In Dänemark gibt es eine Möglichkeit bei einer entfernten Verwandten unterzukommen. Die Dinkelspiels, Vater Oz, Mutter Malka, die Töchter Ricarda (19) und Meret (17) sowie der vierjährige Friedrich mit Downsyndrom, versuchen sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Die Arbeitssuche für den Vater ist erfolglos. Sie leben noch von Ersparnissen und hoffen auf einen späteren Verkauf eines wertvollen geretteten Bildes. Ricarda hat eine Liebe in Deutschland zurückgelassen, Kurt-Anselm. Als Ricarda lange nichts mehr von ihrem Kurt-Anselm hört, macht sie sich auf nach Deutschland, und dann hört man nichts mehr von ihr. Das macht der Mutter so sehr zu schaffen, dass sie bald auch nach Deutschland fährt. In einem Epilog-Kapitel wird erzählt, dass Dänemark seine Juden in einer Nacht- und Nebelaktion nach Schweden brachte und sie so vor dem Zugriff der Nazis schützte. Die drei Dinkelspiels waren auch darunter. Ricarda hat es auf abenteuerlichen Wegen nach Palästina geschafft, ohne Kurt-Anselm, der in Stalingrad fiel. Die Mutter blieb verschollen. - Die Autorin, vornehmlich wegen ihrer Jugend- und Kinderbücher bekannt (zul. "Die große Bibel für Kinder" (2012), Besprechung online), hat hier einen bemerkenswerten Roman geschrieben. Die Emigrationsgeschichte der Familie ist berührend, eindringlich, ohne dass Pathos oder Rührseligkeit, trotz des schwierigen Themas, überhandnehmen. Es ist vor allem die Sprache, die auffällt. Sehr treffende, wunderbare Formulierungen, bemerkenswerte Satzfindungen, gut gesetzte Adjektive, viel Liebe fürs Detail. Interessant ist auch das Auftreten vieler namhafter Emigranten aus Deutschland. Ein Buch, das hoffentlich viele Leser/-innen findet.