Goodbye, Eri
Yuta bekommt zum 12. Geburtstag ein Smartphone von seinen Eltern. Doch dieses Geschenk hat einen bitteren Beigeschmack. Yutas Mutter ist todkrank und ihr Sohn soll ihre letzten Tage mit diesem Smartphone aufzeichnen. Verstört kommt der Junge diesem Wunsch nach, dokumentiert stundenlang das Familienleben, schneidet alles zu einem Kurzfilm. Doch die Präsentation vor seiner Klasse ist eine Enttäuschung. Yuta will nun seinem Leben ein Ende setzen, doch die Begegnung mit der vom Tode gezeichneten Eri bringt eine weitere Wendung. Dieser One-Shot ist düster, verstörend, die Protogonisten werden von Gefühlen wie Angst, Wut, Trauer, Verzweiflung überwältigt. Aber auch die Leserschaft ist diesen Gefühlen ausgeliefert. Dieser Tabubruch beschäftigt sich mit ernsten Themen, changiert zwischen Realität und Fiktion, macht auch sprachlos. Die grafische Gestaltung ist meisterhaft, der Manga ist ein Gesamtkunstwerk. Bereits das rot-schwarz gehaltene Cover und die erste Seite - schwarz mit dem Titel in weiß - berührt. Der Manga fesselt durch die rhythmische Gestaltung der Seiten, vier Panels auf jeder Seite, gelegentlich eine Seite mit einer Zeichnung oder unterteilt in zwei Zeichnungen. Manche Panels wirken verwackelt. Beim ersten Durchblättern meint der Lesende ein Daumenkino in Händen zu halten. Diese Story ist tiefgründig, berührend und verlangt ein erfahrenes Publikum. Vielleicht sollte das Werk in einem Lesekreis erarbeitet werden mit einer literarisch vorgebildeten Leitung.
Ursula Reich
rezensiert für den Borromäusverein.
Goodbye, Eri
Tatsuki Fujimoto ; aus dem Japanischen von Gandalf Bartholomäus
Egmont Manga (2023)
200 Seiten
kt.