Von den Kriegen
Ein eigenartiges, absolut ungewöhnliches Buch: Da schneidet jemand Todesanzeigen, eigentlich Gedenkanzeigen, aus Zeitungen aus, um sie wie Briefmarken zu sammeln. Die in diesem Buch wiedergegebenen Anzeigen sind in deutschen Tageszeitungen zwischen 1985 und 2015 erschienen. Fast alle sind mit einem Eisernen Kreuz versehen und betreffen Gefallene des Zweiten Weltkriegs. Heldentum und Tapferkeit kommen darin vor und immer geht es um Deutschland. Diese Anzeigensammlung gelangt auf wunderlichem Weg zur Aufbewahrung und wissenschaftlichen Auswertung an ein Universitätsinstitut und dort versucht sich in der fiktiven Rahmenhandlung ein Student der Geschichte daran, die Anzeigen zu ordnen und aufzulisten. Eine rein wissenschaftliche Arbeit ohne Gefühle? Weit gefehlt. Der junge Geschichtsstudent vertieft sich in die Papierschnitzel und bringt erstaunliche Zusammenhänge zu Tage und stellt einfach nur Fragen, die jeden Leser berühren. Es entsteht zwar keine neue Geschichte des Zweiten Weltkriegs, aber es ist ein wichtiger Beitrag, um die furchtbare Geschichte unseres Volkes in einer leidvollen Phase zu konkretisieren, zu personifizieren und oft auch sie nur in fremd gewordenen Ländern zu verorten. Allein die Tatsache, dass diese Gedenkanzeigen in erheblichem zeitlichen Abstand erschienen sind, zeigt, welche tiefen und unersetzlichen Lücken der Tod dieser meist jungen Menschen in den Familien gerissen hat. Nachdrücklich empfohlen.
Armin Jetter
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Von den Kriegen
Arno Surminski
Langen Müller (2016)
155 S. : Ill., Kt.
fest geb.