Morgen kann kommen

Ein patriarchalisches Elternhaus und zwei zerstrittene Schwestern, die beide völlig konträr auf diese Erziehung reagieren. Dazu vier Männer, mit denen beide Frauen im Laufe ihres Lebens zusammentreffen und die die unterschiedlichsten Varianten des "Mannseins" repräsentieren. Ildikó von Kürthy spart in ihrem neusten Roman nicht an Geschlechterklischees und bringt das immer noch weit verbreitete Konkurrenzgehabe zwischen Mann und Frau auf die Spitze. Fans ihres oft überbordenden Humors werden begeistert sein und können sich auf diese nicht enden wollende Persiflage des Zusammenlebens zwischen Männern und Frauen freuen. Nichtsdestotrotz ist der Roman ein wenig überfrachtet mit Witzen und Anspielungen, die sich oft nahtlos aneinanderreihen. Die Botschaft wird ziemlich schnell klar: Frauen, befreit euch von der Herrschaft der Männer, lasst euch nichts vorschreiben und lebt endlich euer eigenes Leben! Dass dieses Bedürfnis in dem Roman sozusagen fast allen (vor allem verheirateten) Frauen um die fünfzig per se unterstellt wird, könnte man allerdings auch als anmaßend empfinden. - Ildikó von Kürthy hat eine große Fangemeinde, die auch diesen Roman lieben wird. Letztendlich geht es um den Mut jedes Einzelnen zur Selbstemanzipation, speziell um die Ich-Erzählerin Ruth, die nach jahrelanger unglücklicher Ehe endlich ihre eigenen Bedürfnisse zulässt und zu einem Befreiungsschlag ausholt. Optisch und inhaltlich ein reiner Frauenroman, Zielgruppe 50 plus.