Die Wahrheit über unser Essen
Bei Verkündern von "Wahrheit" sollten im Allgemeinen die Alarmglocken läuten. In diesen Fall allerdings erledigt sich die Skepsis sehr bald. Beim Autor handelt es sich um einen renommierten britischen Ernährungswissenschaftler, der sich vorgenommen hat, mit gängigen Mythen und Legenden zur angeblich gesunden Ernährung aufzuräumen und dazu neue Denkansätze zu liefern. Wie hilfreich sind Kalorienzählen oder Vitaminpillen, wie schädlich sind Fette, Gluten oder Genussmittel wie Kaffee oder Alkohol? - Insgesamt 23 Themen werden detailliert beleuchtet. Natürlich darf auch der Blick auf die Risiken der "Veganmania" nicht fehlen. Ernährungsmythen werden nach Auffassung des Autors vor allem durch die erfolgreiche Lobbyarbeit der global agierenden Lebensmittelkonzerne befördert. Weitere Probleme sind fehlende Langzeitstudien und Pseudoergebnisse von Laborexperimenten mit Mäusen, die so nicht auf den Menschen übertragen werden dürfen. Die Wissenschaft kommt zu dem Ergebnis, dass es die perfekte Ernährung für alle nicht gibt. Die individuell unterschiedliche Reaktion des Stoffwechsels auf verschiedene Lebensmittel hat nach neuesten Erkenntnissen auch maßgeblich mit der Zusammensetzung der Darmflora zu tun. Was bedeutet das nun für den Alltag? Der Autor fasst seine Erkenntnisse zur gesunden Ernährung am Schluss des Buches in einem Zwölf-Punkte-Plan zusammen. Sein wichtigster Ratschlag lautet: "Vermeiden Sie, soweit irgend möglich, hochverarbeitete Lebensmittel" (S. 292). - Das verständlich und unterhaltsam geschriebene Sachbuch beleuchtet fundiert die neuesten Erkenntnisse der Ernährungswissenschaft und ist zugleich ein wichtiger Gesundheitsratgeber. Der Titel sollte deshalb in keiner Bücherei fehlen.
Johann Book
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Wahrheit über unser Essen
Tim Spector ; aus dem Englischen von Petra Huber und [einer weiteren]
DuMont (2022)
349 Seiten
fest geb.