Das Lesekreisbuch

Endlich einmal! Ein Buch über Leser! "Eine Anleitung" heißt es im Untertitel - und hinführen will der Autor, vielleicht sogar verführen zur Gründung oder Neubelebung eines Lesekreises. Vergleiche mit dem berühmten "Club der toten Dichter" (aus dem gleichnamigen Film) drängen sich auf - führt es doch zu einer doppelten Freude: den eigenen Leseeifer in geregelte Bahnen zu lenken und sich auszutauschen in einem freiwilligen Forum. Was will dies Büchlein leisten? Ein Leitfaden zu werden für die Lektürepraxis, aber beileibe kein bequemes Rezeptbuch; viele Tipps werden weitergereicht, aus der Praxis, für die Praxis: Wie fang ich's an? Wie vermeide ich Störungen? Was mach ich mit Gästen? Was darf's kosten? Gewiss, nützlich. Aber dieser schmale Band, geschrieben in angenehm einfachem Stil, bietet noch manches mehr: Wie der einzelne "verwaiste" Leser Überzeugungsarbeit leisten kann; von wem und wie die gemeinsame Lektüre ausgewählt werden soll (auch Lyrik darf auf die Agenda!); Lektüre-Takt und -tempo, vor allem: wie lebendige Gespräche gelingen bzw. zu leiten sind. Eingerahmt werden solche Überlegungen vom Erfahrungsbericht des Autors mit einer langjährigen Kölner Leserunde und einem fiktiven Gespräch mit einem fremden Büchernarren ("In guter Gesellschaft"). Am anregendsten aber erscheint wohl der Anhang mit Lektüreempfehlungen über ein Lesejahr, ausgesprochen von namhaften Dichtern oder Kritikern (wie S. Löffler oder J. Sartorius). Neugierig geworden? - Lesen ist wie Musizieren: man kriegt nie genug davon, es motiviert jeden (anders) und mündet im praktischen Miteinander. Über gute Lesestoffe sprechen gleicht einem vielstimmigen Orchester aus Lesern (und Amateur-Autoren?). Solche Erfahrungen weiterzugeben wertet diese Leidenschaft noch auf! Und das gelingt dem bescheidenen Werk von Thomas Böhm. Unbedingt empfohlen!