In einem Boot

Was für Grace Winter als heitere Fahrt zu ihren Schwiegereltern beginnt, endet nach dem Untergang des Schiffes zusammen mit 37 weiteren Menschen auf einem Rettungsboot. Der Mangel an Wasser, Nahrung und vor allem Platz auf dem Boot wird lebensbedrohlich. Entscheidungen müssen getroffen werden, entweder werden ein paar geopfert oder alle sind dem Tod geweiht. Diese unmittelbare Lebensbedrohung lässt bei allen die Masken der Zivilisation fallen. Es beginnt mit den Gängen zum Toiletteneimer und endet bei Abstimmungen über Todeskandidaten. Psychologisch einfühlsam lässt die Sprecherin jene junge Frau Grace erzählen, wie sie durch die extreme Situation ihre Naivität verliert, ihre Wertvorstellungen verändert und sogar zur Mörderin werden kann. Auch bei den anderen Insassen fallen die Masken von Anstand und Zivilisation oder sie werden zu widerstandslosen Opfern der Stärkeren. Und das ist es, worauf diese Menschen reduziert werden, auf einen Kampf, bei dem nur die Stärkeren gewinnen können. Neben der psychologisch eindrucksvollen Darstellung von Menschen in einer Extremsituation sind auch Fahrt, Rettung und Gerichtsverhandlung als äußere Spannungselemente fesselnd erzählt. Für viele Bestände und auch für reife Jugendliche zu empfehlen.