Zwölf Leben

Anhand nur einer Frau, ihrer Kinder und deren Schicksals breitet sich ein wichtiges, in Europa gar nicht so bekanntes, Thema der US-amerikanischen Geschichte aus: Die "Great Migration" zu Beginn des zwanzigsten Jahrhundert lässt unzählige Afroamerikaner aus dem Süden in den (scheinbar) reicheren, offeneren und liberaleren Norden ziehen. So auch Hattie, die als junges Mädchen ihren Weg Richtung Zukunft geht und bittere Schicksalsschläge erleben muss, wenn z.B. ihre Zwillinge Philadelphia und Jubilee noch als Babys an einer Krankheit sterben. Doch Hattie bekommt - allen Widrigkeiten zum Trotz - noch zwölf weitere gesunde Kinder. Deren oft sehr wechselvolles, von Problemen und Vorurteilen geprägtes, unstetes Leben schildert Ayana Mathis in ihrem ersten (in den USA wie bei uns hochgelobten) Roman. Der Originaltitel "The twelve tribes of Hattie" trifft es noch besser und macht deutlich, dass es sich nicht (nur) um Einzelschicksale handelt. Regine Lemnitz ist eine der bekanntesten deutschen Stimmen (u.a. die Synchronstimme von Whoopi Goldberg) und liest meisterhaft. Anders als im Buch werden die einzelnen Kapitel (und Schicksale) nicht so klar getrennt, was das Zuhören und Verstehen ein klein wenig erschwert. Schon für (kritische) Jugendliche - trotz z.T. brutaler und sexuell eindeutiger Handlung und Sprache - zur Anschaffung empfohlen!