Religiöse Praxis in Konzentrationslagern und anderen NS-Haftstätten

Die in diesem Band zusammengestellten Aufsätze - fast ausschließlich auf Selbstzeugnissen von Häftlingen bzw. Überlebenden basierend - befassen sich mit der Problematik, ob und wie Glaube und seine praktische Umsetzung in Konzentrations- und Kriegsgefangenenlagern wie auch in Gefängnissen möglich waren und welche Rolle die Religion für Häftlinge, gerade im Angesicht des Todes, spielte. Bereits in der Einleitung verweisen die Verfasser auf die große Schwierigkeit, dieses Thema allgemeingültig darzulegen. So wird auch in den weiteren Beiträgen deutlich, dass in der Haltung der Häftlinge wie in der Organisation der Lager große Unterschiede vorhanden waren. Die nachweisbare Situation zeigt, dass die Position eines Häftlings und seine Behandlung von der Lagerhierarchie bestimmt war (u.a. nationale Zugehörigkeit, Rasse, Widerstand), die Glaubenszugehörigkeit und die religiöse Praxis nicht maßgeblich waren und kein "typisches Verhalten unter Häftlingen war" und die "Alltagsreligiosität nur eine Angelegenheit Einzelner oder kleiner Gruppen war, während die Begehung religiöser Feiertage in viel stärkerem Maße auch ein soziales Ereignis war." Dies zeigt sich selbst in Konzentrations- und Vernichtungslagern, wo man mit großem Einsatz und Risiko an der Durchführung jüdischer Feiertage (z.B. Pessach) sowie an der Einhaltung der Speisegesetze festzuhalten versuchte, wie auch an christlichen Riten (Hl. Messen) und der Anfertigung religiöser Andachtsgegenstände (u.a. Rosenkränze, Bilder, Figuren). In weiteren Aufsätzen widmen sich die Verfasser der oft als Gratwanderung empfundenen Gefangenen- und Militärseelsorge und weiten den Blick auf die Nachkriegszeit (Displaced Persons Camps). - Äußerst interessante Bestandsergänzung, großen Büchereien empfohlen!