Die sterblich Verliebten

Es ist für Maria beglückend, beim Frühstück in einem Cafe die innige Zuneigung des Paares Luisa und Miguel zu beobachten. Dann wird Miguel Opfer eines Mordanschlages und Maria gerät mitten in das Beziehungsgeflecht Zwischen dem Paar und dem Freund der beiden. Maria verliebt sich in diesen Freund, beide beginnen eine vor allem sexuelle Beziehung. Aber die Liebe des Freundes gilt der Witwe Luisa. Noch schlimmer, er gab den Auftrag zum Mord an Miguel - angeblich da Miguel unheilbar krank war. Es geht bei diesem Roman um alle Aspekte menschlicher Beziehungen, die ausführlich, facettenreich und ausschweifend vom Autor betrachtet werden. Dabei kommt es zu erheblichen Längen, vor allem wenn Maria ihre eigenen Gedanken und Vermutungen über das Leben der anderen legt. Ja sie lebt durch die von ihr beobachteten Menschen. Sie als Lektorin in einem Buchverlag arbeiten zu lassen ist ein metaphorischer Kniff des Autors. Doch der Autor strapaziert seine psychologische Beobachtungsgabe und seine sprachliche Macht über das erträgliche Maß hinaus bis hin zur effekthascherischen Geschwätzigkeit. Gerade als Hörbuch wirkt dieser Roman eher ermüdend als inspirierend. Und wenn ich mir die Frage stelle, warum jemand Zeit investieren sollte, um 600 Minuten konzentriert zuzuhören, dann kann ich keinen Grund finden. Der Autor wird zwar in verschiedenen Feuilletons hoch gelobt, auch mit diesem Werk. Also mag es einige Interessenten dafür geben. Ich persönlich finde es aufgebläht und mit selbstverliebter Lust an ausschweifenden Formulierungen geschrieben. Bei entsprechendem Publikum könnte dieses Hörbuch Wege in den Verleih finden.