Eins im Andern

Aus einem Funken Sehnsucht entsteht ein ganzes Buch. Die Icherzählerin googelt eines Abends den Namen ihrer ersten Liebe - und liest mit Schrecken, dass Petrus schon vor ein paar Jahren gestorben ist. Sie erinnert sich schreibend an ihn - und an die Männer, die ihm noch gefolgt sind. Mit ihrem Mann Philipp steht sie unterdessen am Scheideweg. Mit seiner Spielsucht hat er die Familie in Schulden gestürzt und Vertrauen zerstört. Will sie mit ihm zusammenbleiben? Gibt es eine Alternative? Diese Fragen treiben sie um, genauso wie die Frage nach dem Wesen der Liebe. Und darunter liegt, als Unterströmung, die Frage nach dem Sinn des Lebens, auch danach, wie sich aus den einzelnen Episoden ein Ganzes formt. Geschickt schachtelt die Autorin Geschichten ineinander; ihre Icherzählerin, Schriftstellerin wie sie (auch sonst haben beide viel gemeinsam), besteht darauf, dass sie fiktional sind, wie einige der zwölf Männer, denen sie, weil der erste eben Petrus hießt, die Namen der Apostel gibt. Und doch erzählt sie das eigene Leben hinein. Dieses "Eins im Andern" gipfelt in dem Kapitel über ihren Mann, in dem sie parallel vom Anfang und vom - möglichen - Ende ihrer Beziehung wegen seiner Spielsucht erzählt. Allerdings betreiben Schwitter oder ihre Icherzählerin oder beide keine Literarisierung ihres Lebens, sondern verdichten biografische Bruchstücke, indem sie mühelos Realität in Fiktion übergehen lassen. Der Tod ist ständiger Begleiter in diesem Roman, er steht am Anfang, sogar doppelt, was allerdings erst am Ende sichtbar wird. Ein weiterer Begleiter ist der heilige Christophorus, der unversehens zum literarischen Reisebegleiter wird und dafür sorgt, dass die Reise von Schwitter und ihrer Icherzählerin ein gutes Ende nimmt. Auch in solchen Verbindungen zeigt sich, wie genial Schwitter diesen Roman komponiert hat: Eins im Andern, Fiktion und Realität, Vergangenheit und Gegenwart ... - literarischer Hochgenuss! (Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2015)