Die Schatten von Race Point

Hallie Costa und Gus Silva wachsen als Halbwaisen in der portugiesischen Community von Cape Cod auf. Aus den Kinderfreunden wird ein Liebespaar. Die Beziehung zerbricht an einem handgreiflichen Streit am Strand von Race Point. Gus entschließt sich, katholischer Priester zu werden. In seiner Pfarrstelle sucht ihn viele Jahre später eine Frau auf, die ihrem gewalttätigen Mann entkommen will. Der Kontakt ist kompliziert. Die Frau bestellt Gus in ein Hotel. Dort findet er im Zimmer Blutspuren, aber nicht die Frau. Das Gericht geht davon aus, dass sie von ihm getötet wurde. Die Geschworenen sprechen ihn schuldig, nicht zuletzt wegen Hallies Aussage zu den Vorfällen am Strand. Nach Jahren trifft sie die Tochter der Frau, die sich sicher ist, ihre Mutter auch danach noch gesehen zu haben. Mit Widerwillen entschließt sich Hallie, dem nachzugehen, und stößt auf einen heimtückischen Racheakt. - Die Autorin arbeitet fein heraus, wie junge Menschen durch eine schwierige Kindheit geprägt werden und wie tief sich Rachegedanken festsetzen können. Ebenso souverän behandelt sie das Thema Zweifel an jemands Schuld bzw. Unschuld, aber auch das Verhalten eines Menschen, der sich im Gefängnis von fast allen früheren Freunden verlassen fühlt. Die Grundstruktur des Buches ist gewissermaßen eine Umkehrung der Dostojewskij'schen Aufarbeitung von Schuld und Sühne in seinem gleichnamigen Roman und zudem eine überaus anrührende Liebesgeschichte. (Übers.: Claudia Feldmann)