Fast wie ein Bruder
Der Ich-Erzähler und sein Freund Frank Reimers kennen sich, seit sie kleine Kinder waren. Sie sind fast wie Brüder aufgewachsen. Mit siebzehn hatte es einen Skandal um Frank gegeben: Er war mit dem Nachbarjungen Matteo, einem „Zigeuner“, wie
man sie damals nannte, „in flagranti“ erwischt worden. Zu jener Zeit eine Schande! Während Frank nach Düsseldorf zur Kunstakademie geht, wendet sich der Erzähler der Kameraführung zu. Als Frank 1983 nach New York übersiedelt, halten sie nur noch losen Kontakt. Und dann kommt AIDS! 1993 erwischt es auch Frank. Seine nachgelassenen Bilder vererbt er dem Jugendfreund, der sich nie für seine Kunst interessiert hat. Dieser schafft sein Erbe in die Remise seiner Frau – und vergisst es. Erst dreißig Jahre später sieht er in der Zeitung einen Artikel über die Ausstellung eines unbekannten Malers in einer Berliner Galerie und erkennt Franks Stil. Die Entdeckung katapultiert ihn in ein Gefühlschaos. Gleichzeitig fragt er sich, wie die Bilder an die Öffentlichkeit geraten sind. Seine Nachforschungen führen ihn zunächst auf die Homepage der Galerie, wo er drei Bilder Franks findet, eines davon ein Aktgemälde von ihm selbst als Jüngling … – Ein großartiger Roman über eine Männerfreundschaft, eingepackt in einen vagen Krimiplot.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.

Fast wie ein Bruder
Alain Claude Sulzer
Galiani Berlin (2024)
185 Seiten
fest geb.