Nullzeit

Die Schauspielerin Jola kommt mit ihrem Lebensgefährten Theo, einem nicht sehr erfolgreichen Schriftsteller, auf die Insel Lanzarote für einen Tauchkurs. Um Jola auf die Rolle einer Taucherin in einem Spielfilm vorzubereiten, zahlt das extravagante Paar für zwei Wochen 14000 Euro an Tauchlehrer Sven, einen gelernten Juristen, der Deutschland vor vielen Jahren verlassen hat. Gemeinsam mit Lebensgefährtin Antje betreibt Sven auf der Insel eine Tauchschule. Sein beschauliches Leben hat jedoch mit der Ankunft von Jola und Theo ein jähes Ende, denn diese wollen mit ihm nicht nur tauchen gehen, sondern für das viele Geld auch eine exklusive Rundumbetreuung. Schnell gerät Sven in den Bannkreis des verrückten Paares. Das Zusammenleben von Jola und dem zwölf Jahre älteren Theo ist aber derart irrsinnig, dass sie für ihre Mitmenschen völlig unberechenbar sind. Gesten extremer Verliebtheit folgen auf Aktionen mit gegenseitigen Demütigungen oder gar körperlichen Attacken. Sven ist bei diesen erstaunlichen Inszenierungen erst nur kritischer Beobachter, wird dann aber zum Mitspieler, denn er verliebt sich in die Schauspielerin. Eine Beziehungskatastrophe bahnt sich an. - In ihrem neuesten Roman beschäftigt sich Juli Zeh mit Intrigen, Abhängigkeiten, Schuld und Sex und blickt dabei sehr emotional in die Seelentiefen ihrer Protagonisten. Die Autorin zeichnet ihre eigenwilligen Charaktere mit brillanter Sprache, aber kalt, distanziert und etwas zu klischeebeladen. Der Leser bleibt in der verwirrenden Geschichte auch über deren eigentliches Anliegen im Unklaren, weil sie sowohl aus der Perspektive von Sven, als auch von Jola unterschiedlich erzählt wird und sich beide Erzählperspektiven mehr und mehr zu einer unvereinbaren Parallelwirklichkeit entwickeln. Insgesamt aber ist der Roman recht ansprechend und für entsprechend interessierte Leser durchaus empfehlenswert.