Saturnin
2014 begibt sich der 30-jährige Saturnin von Warschau aus in sein Heimatdorf Kwilno, um mit seiner Mutter den Großvater zu suchen, der verschwunden ist. Erst durch einen Hinweis eines Bekannten, der mit dem Großvater im Krieg war, finden sie ihn.
Zurück in Kwilno entlockt Saturnin ihm seine Geschichte: Nachdem er schwer verletzt aus dem Krieg zurückgekehrt war und erfuhr, dass ein Deutscher seine Schwester mitgenommen hatte, kehrte er zurück in den Krieg, um seine Schwester zu rächen. Malecki gelingt eine differenzierte, sensible Charakterisierung seiner Figuren. Er stellt die Besessenheit des Großvaters, seine Schwester zu rächen, der Fixierung von dessen Enkel auf seine sportlichen Erfolge gegenüber. Während aus der Ich-Perspektive des Enkels erzählt wird, erfährt man von dessen Mutter vieles durch ihre Briefe an ihre Freundin. Eine ebenso unmittelbare Nähe zur Figur des Großvaters entsteht durch dessen inneren Monolog und die Perspektive seiner verschwundenen Schwester Irka. - Ein vielschichtiger und vom Thema her spannender und tiefgründiger Roman über den Krieg und was er aus den Menschen macht.
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.

Saturnin
Jakub Malecki ; aus dem Polnischen von Renate Schmidgall
Secession (2022)
268 Seiten : Illustrationen
fest geb.
Auszeichnung: Roman des Monats