Ein Hauch von Lippenstift für die Würde

Henriette Schroeder, Journalistin und Dokumentarfilmerin, greift ein Thema auf, das zunächst Erstaunen auslösen mag; denn in Krisenzeiten gibt es wohl Wichtigeres als das eigene Aussehen. Die Erlebnisse, Erfahrungen und kulturwissenschaftlichen Erkenntnisse Ein Hauch von Lippenstift für die Würde von 23 Frauen strafen diese Ansicht Lügen. Zufriedenheit mit dem eigenen Aussehen vermittelt Sicherheit und Selbstbewusstsein. Frauen, die Flucht, Vertreibung und Gefängnis, den Tschetschenienkrieg oder den Kosovokonflikt erlebten, untermauerten mit - dekorativer - Körperpflege den Selbsterhaltungstrieb in unmenschlichen Zeiten. Und so wurde das Ritual des Schminkens, das ein uraltes ist und auch heute noch Frauen aller Kulturen und Religionen verbindet, überlebenswichtig. Berühmte und weniger bekannte Persönlichkeiten geben gleichsam Zeugnis. So sagt die Iranerin Yalda: "Make-up war pure Rebellion gegen das Regime. Eine Form des Widerstands." Journalistinnen, Designerinnen, Wissenschaftlerinnen, Mitarbeiterinnen der UNHCR betrachten den weiblichen "Kampf um die Würde" teils von "außen", teils von ganz tief innen. Alle Essays - mal in Erzählform, mal als Interview - sind mit ebenso aufschlussreichen wie teilweise aufrüttelnden Fotos ausgestattet. Manche gestatten gar einen Einblick in die Seele der Frauen. - Ein wichtiger und vollends berechtigter Beitrag zum Verstehen menschlichen Leids, aber auch menschlicher Stärke und daher absolut empfehlenswert.

Sabine Tischhöfer

Sabine Tischhöfer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Ein Hauch von Lippenstift für die Würde

Ein Hauch von Lippenstift für die Würde

Henriette Schroeder
Sandmann (2014)

303 S. : zahlr. Ill.
fest geb.

MedienNr.: 777596
ISBN 978-3-938045-91-6
9783938045916
ca. 24,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Bi, So
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