Halbe Wahrheiten

Ihre ständigen Streitereien setzen Ben und seiner Freundin Miko zu. Die beiden leben in Berkeley, Ben arbeitet in einem Kino und hat keine beruflichen Ambitionen mehr. Miko hingegen plant einen 4-monatigen Aufenthalt in einem Film-Institut in New York. Diese Trennung auf Zeit könnte für ihre Beziehung eine Chance sein, aber Ben scheint sich bald nach einer neuen Freundin umzusehen. Es geht in dieser dialogreichen Graphic Novel um gekränkte Eitelkeit und Eifersucht, um die Suche nach einem Gegenüber und nach sich selbst. Vor allem aber geht es um kulturelle Identität: Ben und Miko haben asiatische Wurzeln. Freundschaften oder Liebes-Beziehungen zu Nicht-Asiaten sind für Ben ein problematisches Thema, selbst in dem so liberalen universitären Umfeld. Er fühlt sich diskriminiert und erkennt nicht, dass er mehr als unter den Vorurteilen der anderen unter seinen eigenen zu leiden hat. Beim Lesen wird schnell klar, dass der Autor sich hier an einem Thema abarbeitet und dass die Fragen nach kultureller und sexueller Identität die Struktur dieser Story bestimmen. Das lässt die Figuren etwas blutleer und beinahe austauschbar erscheinen. Die streng rechteckigen Panels und die gesamte zeichnerische Reduziertheit spiegeln die Konzentration auf die Thematik der Herkunft und der sexuellen Orientierung wider; doch zur Verlebendigung tragen die Zeichnungen nicht bei. Für jugendliche Leser:innen wird dieser etwas abstrakt geratene "Thesenroman" von Interesse sein. Die so blasse Hauptfigur Ben beraubt sich mit seinen rigiden Ansichten zur Welt der Welt selbst – auch dies kann ein starkes Motiv für Diskussionen sein. Ab 16.