Verfluchte Misteln
Vom Landleben in Slowenien und dem Stadtleben am Rosa Luxemburg Platz erzählt die Protagonistin, die als Autorin und Journalistin in Berlin arbeitet - wie die Autorin - und sich nach erfolgreichem Romandebüt entscheidet, den alten Bauernhof ihrer Mutter zu übernehmen. "Aber Bauern müssen doch arbeiten", entfährt es der entsetzten Großmutter, deren Leben geprägt war von vieler Hände harter Arbeit. Um zu beschreiben, was das in ihr auslöst, resümiert die Erzählerin "man müsste anständig erzählen können", und tut's; mit hintersinnigem Humor, abwechselnd erinnerte Episoden aus ihrer Kindheit, die sie auf dem (groß)elterlichen Hof verbrachte, von Traditionen und Gebräuchen, Aber- und Glauben; von der knochenbrechenden Arbeit früher - und jetzt auf dem zugewucherten Land der Mutter, den Erfolgen und noch mehr Misserfolgen, die sich einstellen beim Etablieren einer ökologischen Landwirtschaft; von abenteuerlichen Antragsformularen und Bedingungen für Zuschüsse und wie sie zu umgehen sind; vom Leben in und unter der Erde, dem Kampf gegen den Frost, dem zwei mühselige Jahre hintereinander die Obstbaumblüte und Traubenernte zum Opfer fallen ..., und vom Spagat, auch als Schriftstellerin weiter dem Broterwerb nachzugehen, die entsprechende Zeit in Berlin und anderswo zu finden - und sich dort auch noch bürgerinitiativ zu engagieren. Durchaus anspruchsvoll, durchwegs liebevoll mit Augenzwinkern auf menschliche - auch die eigenen - Schwächen blickend.
Elisabeth Bachthaler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Verfluchte Misteln
Natasa Kramberger ; aus dem Slowenischen von Liza Linde
Verbrecher Verlag (2021)
265 Seiten
fest geb.