Das Buch Anderswo

Der Hollywoodschauspieler Keanu Reeves, bekannt geworden durch die "Matrix"-Filme, hat den Buchmarkt 2021 mit einer 12-teiligen Comicserie erobert, die er zusammen mit Matt Kindt und dem Illustrator Ron Garney entworfen hat. Nun veröffentlicht er einen Roman, der die Mischung aus Action, Historie und Reflexion aus den Comics weiterführt. Zusammen mit China Miéville, einem Londoner Filmemacher und Autor, verquickte er das alte, aus Skandinavien stammende Motiv eines wie im Rausch kämpfenden Menschen, der weder Schmerzen noch Wunden spürt, eines Berserkers, mit der Frage nach Tod und Sterben, Entgrenzung und Endlichkeit. Der zentrale Handlungsstrang spielt in einer unserer Gegenwart ähnlichen Welt. Unute, der unsterbliche Krieger, ist Teil einer Kampftruppe für besondere Missionen. Er genießt einen besonderen Status, auch als Forschungsobjekt, zieht aber auch Gegner auf sich. Diese Erzähllinie wird regelmäßig durchbrochen von Episoden aus Unutes bereits 80.000 Jahre währender Vergangenheit, sodass sich die Komplexität seiner Existenz und seiner Erfahrungen in völlig unterschiedlichen Epochen entdecken lässt. Der Erzählton wechselt von actionbetonten Szenen immer wieder ins Mythenhafte. Der entscheidende Kunstgriff der spannend und flüssig dargebotenen Geschichte, ist die Verknüpfung einer einzigartigen, übermenschlichen Existenz mit allgemein menschlichen Grundfragen etwa nach Sterblichkeit und Unendlichkeit, nach der Überwindung von Einsamkeit, von Macht- und Machtmissbrauch und Schuld. Blutige Schlachten kontrastieren mit tiefsinnigen Gesprächen, die in der Trance nicht steuerbare Kampflust mit dem Bedürfnis nach Zuneigung und Empathie. So entsteht eine Mischung aus Fiction, Fantasy, Mystery, Spiritualität und Psychologie, gut und unterhaltsam ausgedacht, wenn auch ohne den Anspruch, immer zu Ende gedacht zu sein. – Der Roman bietet gut erzählte Unterhaltung und philosophische Denkanstöße. Auch Fantasy-Neulinge oder Comic-Fans können sich dafür erwärmen.