Alles andere als ein Kinderspiel
Seit vielen Jahren kümmert sich Naomi liebevoll und aufopfernd um die Kinder, die ihren privaten Kindergarten besuchen, und versucht gemeinsam mit ihren Angestellten, ihre Schützlinge zu Ausgeglichenheit und Menschlichkeit zu erziehen. Der Kindergarten ist ihr Lebenswerk und, nach der Scheidung von ihrem Mann und angesichts des schwierigen Verhältnisses zu ihrem Sohn, zugleich ihr einziger Lebensinhalt. Das Grundstück in bester und teuerster Lage in Tel Aviv wird von dem 92-jährigen Amerikaner Herschi Kaplan gestellt, der mit dem Kindergarten seine Verbindung zu Israel wahrt. Kurz vor seinem Tod verspricht er Naomi, in seinem Testament den Fortbestand des Kindergartens gesichert zu haben; doch kaum ist Herschi verstorben, wird Naomi aufgefordert, den Kindergarten räumen, zugunsten von Luxuswohnungen, die dort errichtet werden sollen. Verzweifelt zieht Naomi vor Gericht, um ihr Lebenswerk zu retten. - Auf berührende Weise fängt der Roman die unschuldige, isolierte Welt des Kindergartens ein, in der sogar Naomis verbitterter und traumatisierter Sohn Versöhnung finden kann, und stellt sie der unerbittlichen Außenwelt gegenüber, in der nur der Stärkste zu gewinnen scheint. Dem Autor gelingt es, eine Beziehung der Sympathie und des Verständnisses zwischen dem Leser und der Protagonistin aufzubauen. Neben seiner Handlung und Sprache ist der Roman für viele Leser hierzulande auch durch die interessanten Einblicke in die Kultur und den Alltag Israels sehr reizvoll. (Übers.: Helene Seidler)
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Alles andere als ein Kinderspiel
Yishai Sarid
Kein & Aber (2014)
334 S.
fest geb.