Die Irrfahrt des Michael Aldrian

Michael Aldrian, verkanntes musikalisches Talent und begnadeter Hobbyzauberer, der lange bei der Oper als Souffleur gearbeitet hat, reist im Winter nach Venedig, um seinen dort lebenden Bruder Jakob und dessen Frau Elena zu besuchen. Seit jeher logiert der wegen eines Hörsturzes entlassene Ex-Souffleur bei seinen Aufenthalten in Venedig im Hause seines Bruders, einem genialen Zeichner und Insektenkundler, der einen Laden für präparierte Tiere, Fossilien und Perlenschmuck betreibt. Der Bruder aber scheint mitsamt seiner Frau spurlos verschwunden zu sein. Aldrian macht sich in der von Hochwasser, Nebel und Schneegestöber heimgesuchten Stadt auf die Suche. Dank Beatrice, einer Freundin von Elena, die als Journalistin gut vernetzt ist, ist es ihm auch möglich, wichtige Persönlichkeiten zu treffen und Einrichtungen zu besuchen, die nicht jeder Tourist zu Gesicht bekommt. Immer tiefer wird er in eine gefährliche Geschichte mit mafiösen Verstrickungen hineingezogen. - Der vielfach ausgezeichnete österreichische Autor präsentiert mit dem ersten Band einer geplanten Venedig-Trilogie einen ambitionierten Roman mit einer Fülle von Wissenswertem über die historischen Sehenswürdigkeiten und das Leben der Menschen in der Lagunenstadt. Aus seinen tiefgründigen Beobachtungen venezianischen Lebens ergibt sich Zug um Zug ein atmosphärisch dichtes, vielschichtiges Bild Venedigs, aber auch ein bestürzendes Charakterbild seines paranoiden Protagonisten. Das Buch ist ein unterhaltsames Leseabenteuer auf höchstem Niveau, Leser brauchen aber wegen der Detailverliebtheit einen langen Atem und die Krimihandlung ist eher Nebensache. Sehr empfehlenswert.