Der Ausflug

Die Mittdreißiger-Freunde aus Kindertagen - Amalia, Bodo, Josef und Gero - verabreden sich einmal im Jahr zu einem gemeinsamen Ausflug, um alte Erinnerungen aus ihrem früheren Leben in einer Kleinstadt aufleben zu lassen und ihre Freundschaft zu festigen. Aus Berlin anreisend, sind sie für den diesjährigen Ausflug im Spreewald angekommen und wollen dort ein Wochenende auf den Fließen genießen. Aber schon am ersten Abend in der abgelegenen Gastwirtschaft, in der sie die Nacht verbringen wollen, beginnt der Ärger mit den Einheimischen, die ganz offen ihre Ablehnung gegenüber Josef, der schwarz ist, zeigen. Danach fühlen sie sich auf ihrer Kanutour am nächsten Tag ständig beobachtet und verfolgt, und alle Leichtigkeit des Wiedersehens ist dahin durch die zunehmende Bedrohung. Als dann eine Drohne mit einem Päckchen, deren Inhalt eine Pistole ist, mit der Aufforderung, Josef zu töten, bei ihnen am Flussufer landet, ist die Panik perfekt. Sie diskutieren über ihre Möglichkeiten, über Rassismus, geschichtliche Grundlagen und vergangene Fehltritte. Zu all den Schwierigkeiten verlieren sie noch komplett die Orientierung und sind nun ihren Verfolgern gnadenlos ausgeliefert. Der Wochenendtrip eskaliert furchtbar, spaltet die Gruppe und endet für zwei Freunde tödlich; und ob Amalia den BMW sicher nach Berlin steuern wird, bleibt am Ende der Geschichte offen. - Ein Horrorszenario, als gesellschaftliches Gleichnis, zwischen Mückenschwärmen und tödlicher Gefahr zeichnet der renommierte Journalist Kurbjuweit hier, welches das Stadt-Land-Gefälle und den rechten Rassismus in der Provinz thematisiert. Leider sind dabei die vier Protagonisten und ihr Werdegang zu wenig authentisch, mehr stereotyp angelegt. Mehr Differenziertheit und Tiefe hätten sie wohl verdient. Die hinterwäldlerischen Spreewaldbewohner erscheinen arg plakativ und die Erzählung bekommt zum Schluss groteske Züge. Doch diese Überzeichnung verdeutlicht eindringlich das Anliegen des Autors. Als Diskussionseinstieg zum Thema Fremdenfeindlichkeit und Gewalt, Moral und Freundschaft angesichts tödlicher Bedrohung durchaus empfehlenswert.