Die Freiheit der Emma Herwegh
Emma Herwegh wächst als Tochter eines reichen Berliner Tuchfabrikanten auf. Mit 25, als sie schon nicht mehr als jung gilt, lernt sie den Dichter Georg Herwegh kennen, der durch seine "Lieder eines Lebendigen" Berühmtheit erlangt hat, und verliebt sich in ihn. Mit ihm glaubt die politisch Interessierte ihre Vorstellung eines Lebens verwirklichen zu können, in dem sie nicht nur Mutter und Hausfrau ist. Mit der Zeit stellt sich heraus, dass Georg die revolutionären Ideen der Zeit, die auch Familie und Ehe betreffen, ganz zu seinem Vorteil auslegt. Er beginnt eine leidenschaftliche Affäre mit der Frau seines Freundes Alexander Herzen. Um Georg nicht zu verlieren, fungiert Emma als heimliche Mitwisserin dieser Beziehung und überbringt die Liebesbriefe der beiden, obwohl sie dabei sehr leidet. Emma unterstützt Georg auch bei seinen aussichtslos erscheinenden politischen Aktivitäten und rettet ihn während eines Kampfes aus einer lebensgefährlichen Situation, was beiden großen Spott der Zeitgenossen einbringt. Trotz aller Widrigkeiten und auch trotz der Zurückweisung, die sie von ihrem Mann erfährt, hält Emma zeitlebens an Georg als ihrer großen Liebe fest. - Der Autor lässt die Handlung auf verschiedenen Zeitebenen spielen und bringt dem Leser so ein Bild einer für ihre Zeit ungewöhnlichen Frau, sowohl in politischer wie auch in privater Hinsicht, näher. Ein anspruchsvolles, empfehlenswertes Buch.
Kai Klindt
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Freiheit der Emma Herwegh
Dirk Kurbjuweit
Hanser (2017)
333 S.
fest geb.