Lob des Dribbelns
Die Hälfte der Menschheit verfolgt Fußball, die „soap opera“ unserer Zeit, weltweit über Fernsehen und Radio. Olivier Guez, französischer Journalist und Schriftsteller, zeichnet nach, welchen Ursprung der südamerikanische Fußball hat: 1894 kommt der Engländer Charles Miller mit zwei Lederbällen im Gepäck nach Brasilien. Lange Zeit ist Fußball der Lieblingssport der weißen Elite. Arme Kinder spielen in Hinterhöfen mit Sockenknäuel und kleinen Gummibällen. Erst 20 Jahre später dürfen afrobrasilianische Männer in Vereinsmannschaften mitspielen. Bevor der Autor sich ausführlich Pelé, Maradona und Messi widmet, porträtiert er den Ur-Dribbelkünstler Garrincha, der Dribbeln perfekt beherrscht: Körpertäuschung, schnelle Drehungen, kurze Pässe, akrobatisch, bewegt seine Hüfte wie ein Sambatänzer. Medien schreiben: „Von welchem Planeten kommt er? Die gegnerischen Verteidiger purzeln auf den Rücken oder prallen ineinander. Lächerlich gemacht, gedemütigt.“ Das Buch ist wie eine Liebeserklärung an den südamerikanischen Fußball und löst Begeisterung aus. Es beleuchtet zudem die dortige Mentalität, den Rassismus, Geschichte und Kultur.
Berthold Schäffner
rezensiert für den Borromäusverein.
Lob des Dribbelns
Olivier Guez ; aus dem Französischen von Nicola Denis
aufbau (2022)
175 Seiten
fest geb.