Die Unsichtbaren
Ingrid Barroy wächst auf der Insel ihrer Familie in der rauen, wunderschönen und oftmals unbarmherzigen Natur vor der Küste Mittelnorwegens auf. Hier zählt nur, was man mit den eigenen Händen erarbeitet und was das Meer und der karge Inselboden hergeben. Weltpolitische Ereignisse wie der Erste Weltkrieg betreffen die einsamen Inseln kaum. Erst als Ingrid selbst die Herrin auf Barroy ist, wird der Zweite Weltkrieg in Person des russischen Kriegsgefangenen Alexander an ihren Strand gespült. Die zunächst pragmatische Hilfe Ingrids wandelt sich bald in Liebe und, nachdem sie Alexander zur Flucht verholfen hat, kommt acht Monate später ihre gemeinsame Tochter Kaja auf die Welt. Schon kurz nach Ende des Krieges treibt die Sehnsucht nach Alexander Ingrid auf die Suche nach ihm quer durch ein Norwegen, das am Liebsten nur vergessen will. - "Die Unsichtbaren" ist ein außergewöhnlicher Roman. Mit ruhiger, kraftvoller Sprache erzählt der Autor die Geschichte einer einfachen Familie im vorigen Jahrhundert, die für den Rest des Landes unsichtbar ist, wie auch für sie der Rest von Norwegen gleichsam unsichtbar ist. Die großen Fragen nach Schuld und Sühne in einem unmenschlichen Krieg treten hier hinter die Bedeutung von Familie und Zusammenhalt zurück. Im Unterschied zur Ausgabe von 2014 (Osburg-Verl., s. BP/mp 14/701) enthält dieser Roman drei Teile, die in Norwegen 2013, 2015 und 2017 veröffentlicht wurden. Ein großartiges Buch mit starken Frauen-Charakteren! (Übers.: Gabriele Haefs u. Andreas Brunstermann)
Stefanie Simon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die Unsichtbaren
Roy Jacobsen
Beck (2019)
Insel-Saga ; Band 1-3
613 S. : Kt.
fest geb.