Die Farbe der Reue
Als Hans Larsen mit 72 Jahren nach mehr als zehn Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, wartet niemand auf ihn. Sein Enkelkind kennt er nicht. Immer war sein Leben von einem Zorn geprägt worden, der in explosive Gewalt umschlug und auch das Leben seiner Familie zerstört hat. Seine erwachsene Tochter Marianne hat vor Jahren mit ihm gebrochen; sie leidet unter erheblichen Gefühlsstörungen, aber auch Schuldgefühlen, denn sie hatte den Vater damals falsch belastet, um die mittlerweile verstorbene Mutter vor ihm zu schützen. In wechselnden Perspektiven erzählt der Roman von Hans und Marianne, von der Vergangenheit und ihrem gebrochenen Leben, ihren Gedanken und ihren Erinnerungen, ihren alten und neuen Beziehungen und nicht zuletzt von ihrer subtilen, sehr langsamen Annäherung. Der Blick des Erzählers auf die Menschen ist einfühlsam und fast schmerzlich genau; Atmosphäre und Sinneswahrnehmungen werden sprachlich intensiv und dicht erfasst. Ein ruhiges und zugleich äußerst fesselndes Buch - größeren Beständen empfohlen. (Übers.: Gabriele Haefs u. Andreas Brunstermann)
Birgit Karnbach
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Farbe der Reue
Roy Jacobsen
Osburg (2012)
286 S.
fest geb.