Kommt ein Pferd in die Bar
Am Ende haben fast alle Zuschauer die Vorstellung verlassen, die sie in der Erwartung besucht hatten, einen vergnüglichen Abend bei dem bekannten Comedian zu verbringen. Die meisten sind zornig, enttäuscht oder gelangweilt. Was ihnen zwischen Slapstick
und meist bitterbösen Witzen (der Titel apostrophiert einen allseits bekannten Witz) in dieser seiner wohl letzten Vorstellung präsentiert wird, ist die düstere Lebens- und Familiengeschichte des Künstlers, die im Tod und in der Beerdigung der geliebten Mutter kulminiert. Einen Jugendfreund, der ihn einst in einer schwierigen Situation im Stich gelassen hatte, hat er persönlich eingeladen. Der, ein ehemaliger inzwischen pensionierter Richter, muss nun miterleben, wobei ihm zunehmend unbehaglich zu Mute wird, wie ihm selbst quasi der Prozess gemacht wird. Beschämt und zugleich vom Schicksal des früheren Freundes berührt, berichtet er seinerseits dem Leser, was in ihm vorgeht, während er all das, was auf der Bühne passiert, miterlebt und referiert. - Dem vielfach ausgezeichneten, nicht nur in Israel beachteten Erzähler gelingt das Kunststück, mit dieser tragikomischen Geschichte zu belustigen und zugleich zu berühren. (Übers.: Anne Birkenhauer)
Helmer Passon
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Kommt ein Pferd in die Bar
David Grossman
Hanser (2016)
251 S.
fest geb.