Roman d'amour
Charlotte Moire soll für ihren "Roman d’amour" mit einem Preis ausgezeichnet werden. Deshalb ist sie mit einer Literaturkritikerin zum Interview verabredet. Frau Sittich begrüßt Charlotte überschwänglich und irritiert sie gleich, denn sie nennt sie versehentlich Klara, wie ihre Romanfigur. Damit ist gleichzeitig das Hintergrundthema des Romans umrissen, nämlich die Frage, wieviel Autobiografisches in einer Fiktion stecke. Charlottes Roman ist eine klassische Liebesgeschichte, die teilweise in Irland spielt. Sie erzählt von der Schuldirektorin Klara, die eine Affäre mit dem jüngeren, verheirateten Lehrer Lew beginnt. Auslöser für den Roman war ein Schuhkarton mit Notizen der Autorin zu einer Irlandreise in den 1980er Jahren. Diese Erinnerung an die längst verblasste Liebeserfahrung mit Ludo hat sie zwanzig Jahre später literarisch ausgebeutet. Durch die Fragen der Interviewerin verschwimmen für Charlotte die Figuren ihres Romans mehr und mehr mit ihren realen Erinnerungen. - Die französisch-deutsche Autorin Sylvie Schenk montiert die verschiedenen Ebenen ihres Romans geschickt miteinander und führt die Leser/-innen mit sanfter Ironie durch zwei parallel erzählte Liebesgeschichten. Gerne allen Büchereien empfohlen.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Roman d'amour
Sylvie Schenk
Carl Hanser Verlag (2021)
127 Seiten
fest geb.