Die Zeit der leeren Kirchen

Das Horrorszenario der wegen der Pandemie geschlossenen Kirchen ist in Tschechien wie in Deutschland zwar vorüber, doch sollte diese Erfahrung, so Tomás Halík, durch die allmählich einkehrende Normalität nicht aus dem Bewusstsein verdrängt werden. Die Zeit der leeren Kirchen Denn Halik sieht darin nur den Gipfelpunkt einer schon seit langem in Europa sich abzeichnenden Entwicklung zu leeren Kirchen und zum Minderheitenstatus der Christen. So sei die Pandemie ein prophetisches Ereignis, das uns zwinge, tiefere Grundlagen unserer christlichen Identität zu entwickeln. Halík entfaltet seine Gedanken dazu in der Form von Fasten- und Osterpredigten, die sich an dem Geist der Enzyklika von Amoris laetitia und dem pastoralen Wirken von Papst Franziskus orientieren. So steht die Reform der Kirche - mehr Demokratie, Frauen- und Minderheitenrechte und ein barmherzigerer Umgang mit Wiederverheiratet-Geschiedenen - wie auch des eigenen Glaubenslebens im Mittelpunkt, ohne dass Halík einem zeitgeistigen Reformismus verfallen würde, der mit der Lebensgeschichte des früheren Untergrundpriesters auch kaum zu vereinbaren wäre. Allerdings ist Halíks Prager "Akademische Pfarrgemeinde" mit ihren nach Gott suchenden Intellektuellen und selbst Atheisten nicht unbedingt modellhaft für die Kirche überhaupt. Darum ist dieses Buch trotz seiner spirituellen Tiefe nur mit Abstrichen als Wegweisung für eine Kirchenreform zu lesen.

Richard Niedermeier

Richard Niedermeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Zeit der leeren Kirchen

Die Zeit der leeren Kirchen

Tomás Halik ; aus dem Tschechischen von Markéta Barth
Herder (2021)

207 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 603143
ISBN 978-3-451-38994-8
9783451389948
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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