Traum vom neuen Morgen

Seit Jahren legt der Prager Priester und Professor für Soziologie Bücher vor, die als Vorschläge für eine "zukunftsgerechte Katholizität" gelten dürfen. Tomás Halik bekennt sich leidenschaftlich zum Reformkurs von Papst Franziskus, besonders Traum vom neuen Morgen dem von ihm angestoßenen Synodalen Weg. In diesem Werk entwickelt Halik die umfassende Beschreibung seiner Theologie für eine Kirche weiter, die künftig heilt statt belehrt (fundiert in "Der Nachmittag des Christentums", Herder 2023). Stilistisch setzt er das in elf Briefen an einen imaginären Papst Rafael um. Diese umreißen jeweils einzelne Aspekte von Haliks Anliegen. Tomás Halik bleibt ein Unikum. Klar in Ausdruck und Haltung, schonungslos in Analyse der aktuellen Verfasstheit seiner Kirche, ist er für Katholiken schwer fassbar. Für die Verächter der Kirche noch mehr. Zu ungestüm kritisch für einen Traditionalisten, dann wieder bewusst auf Riten und Dogmen pochend. Progressive dürften hier ihre Herausforderungen haben. Halik verficht eine dialogische Theologie, die Brücken zwischen Glaubensrichtungen und Weltanschauungen schlägt. Faszinierend ist seine Fähigkeit, komplexe philosophisch-religiöse Konzepte lebendig darzustellen, ohne dabei ihrer Tiefe auszuweichen. Eine würdige Fortsetzung seiner Buchreihe und reiche Quelle für alle, die sich um ihre Kirche Gedanken machen. Sehr lesenswert.

Werner Wagner

Werner Wagner

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Traum vom neuen Morgen

Traum vom neuen Morgen

Tomás Halik ; aus dem Tschechischen von Petr Gallus
Herder (2024)

202 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 620090
ISBN 978-3-451-39903-9
9783451399039
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Re
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