Eine Rose allein

Die ehemalige Philosophieprofessorin und Schriftstellerin Muriel Barbery legt mit "Eine Rose allein" ihren seit "Die Eleganz des Igels" (BP 08/842) besten Roman vor. In kurzen poetischen, oft wunderbar leicht geschriebenen Kapiteln erzählt sie von Rose, einer vereinsamten vierzigjährigen französischen Botanikerin, die das Gefühl hat, "ihre Begabung für das Glück verloren" zu haben. Als sie die Nachricht erreicht, ihr japanischer Vater, den sie nie kennengelernt hatte, sei gestorben, reist sie zur Testamentseröffnung in die alte japanische Kaiserstadt Kyôto. Dort erwartet sie ein noch von ihrem Vater geplantes Besuchsprogramm, das sie meistens mit seinem ehemaligen Assistenten, dem Belgier Paul absolviert. Die fremde Kultur, die Gärten, das Essen, die Liebe… in Japan und mit Paul findet Rose endlich zu sich, kann sich öffnen und sich den schlimmen Momenten in ihrem Leben stellen. - Muriel Barbery ist ein entzückendes Buch gelungen, das freilich seine Schwächen hat. Viele philosophische Betrachtungen wirken arg aufgesetzt, die Entwicklung der "dornigen" Rose hin zu einem neuen Anlauf im Leben ist nicht immer konsequent. Die Liebe zwischen Rose und Paul wird sehr kitschig erzählt, vor allem zum Ende des Romans. Gleiches gilt für die japanischen (und sino-japanischen) Blumenanekdoten, die jedes Kapitel einleiten. Aber man verzeiht diese Schwächen gerne. Denn Barbery zeigt ein großes Einfühlungsvermögen für die Schönheit, aber auch die Fremdheit der ostasiatischen Kultur. Und auch wenn die Wandlung von Rose in einem grellbunten Happy End seinen Höhepunkt findet - wer von uns, der Enttäuschungen im Leben erlebt hat, wünscht sich nicht genau das für sich selbst?