Im Warten sind wir wundervoll
Elfie ist auf dem Weg nach New York, um ihren Verlobten zu überraschen. Ihrem Sitznachbarn, dem Journalisten Stephen, erzählt sie noch während des Flugs einen Teil der Geschichte, wie ihre Großmutter Luise Adler 1948 auf dem New Yorker Flughafen
Idlewild als War Bride strandete, weil ihr Verlobter Jo Hunter sie nicht abholte. Jo und Louise lernten sich beim Einmarsch der Amerikaner ins Bergische Land kennen. Eine anrührende Liebesgeschichte begann. Zwei Angestellte am Flughafen nahmen sich Luises an, der Ex-Journalist Ernest und Rosie, die Luise bei sich unterbrachte. Ernest informierte seine Berufskollegen und Luise wurde zum Zeitungsstar. Massen von Briefen trafen ein - mit Hilfs- und Heiratsangeboten. Denn es waren nur mehr wenige Tage, die ehemaligen Soldaten der US-Army erlaubten, ihre Bräute in die Staaten zu holen. Nahe am Verzweifeln versuchten Luises Helfer den Verlobten zu erreichen. Kurz vor knapp erhielten sie einen Zettel, in dem Jo erklärte, weshalb er nicht pünktlich kommen könne. Nach der Landung kümmert sich Stephen weiter um Elfie, bringt sie sogar zum Cape Cod, wo ihr Verlobter bei Bekannten sein soll. Das Wiedersehen wird zur großen Enttäuschung. Zum Glück für Stephen, der sich mittlerweile in Elfie verliebt hat. - Zwei Liebesgeschichten der schlichten Art, mag man auf den ersten Blick meinen. Doch Elfie und Stephen sind für die Autorin nur der Rahmen, um durch ihre Gespräche die Zeit zwischen deutscher Kapitulation und Währungsreform zu beleuchten. Was es bedeuten kann, die Heimat für immer zu verlassen, arbeitet Inden durch die Ereignisse in Luises Familie fein heraus. Ein sanfter und auch ein wenig romantischer Blick auf Jahre des großen Umbruchs, der trotzdem die Situation vieler Deutscher zutreffend wiedergibt. Die Verflechtungen der beiden Geschichten geben dem Roman Würze und Spannung.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Im Warten sind wir wundervoll
Charlotte Inden
Piper (2024)
381 Seiten
fest geb.