Geht alles gar nicht
"Warum, verdammt noch mal, ist es so schwer, alles miteinander zu vereinbaren - das Vatersein, die Liebe und den Job?", fragen die beiden Zeit-Redakteure. Sie stimmen kein Klagelied an, sie wollen ihrem Ärger Luft machen und herausfinden, warum Familie und Beruf nicht nur für Frauen so schwer vereinbar sind. Langezeit galt das als Frauenthema; Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen, war vorwiegend ihr Problem. Inzwischen betrifft diese Frage auch Männer, die den Rollenerwartungen in Familie, Beruf und Gesellschaft kaum gerecht werden können. In der solidarischen Wir-Form berichten die Autoren vom Perfektionismus-Druck und dem Preis, den die Ansprüche fordern, sowohl beruflich als auch privat präsent und erfolgreich zu sein. Dabei stellt ihr Buch wichtige Fragen, auch wenn es vorwiegend in den gut verdienenden Kreisen der oberen Mittelschicht spielt und Väter, die mit Vollzeit-Pensum den Mindestlohn verdienen, noch deutlich andere Probleme zu bewältigen haben. Gut lesbare, überschaubare Kapitel wechseln mit Interviews ab, in denen Väter Auskunft geben über ihre Lebenssituation, ihre Schwierigkeiten und Sehnsüchte. Eine Patentlösung haben die Autoren nicht, aber sie eröffnen ein wichtiges Gespräch über Erwartungen und Überforderungen und den Mut, nicht perfekt zu sein. Ein lesenswerter Beitrag zu einer noch lange nicht beendeten Debatte über Familie und Gesellschaft. Empfehlenswert.
Annette Jantzen
rezensiert für den Borromäusverein.
Geht alles gar nicht
Marc Brost ; Heinrich Wefing
Rowohlt (2015)
238 S.
kt.
Auszeichnung: Sachbuch des Monats