Der Enkeltrick
Franz Hohler ist ein sehr guter Beobachter und Erzähler, der immer mit Überraschungen aufwarten kann. In der Titelgeschichte meint der Leser, schon längst den "Enkeltrick" zu kennen, erlebt dann aber doch einen ungewöhnlichen Fortgang. Vergnüglich wird es bei einem Pensionisten, der sich zu einem übereifrigen Gratulanten entwickelt. Rätselhaft bleibt der Tisch in einem Alpenhotel, der unerklärliches Unglück bringen kann - und bringt? Besonders eindrucksvoll ist auch "Das verlorene Lachen", eine "Nacherzählung" einer Gottfried-Keller-Novelle, literarisch meisterhaft verwoben mit einer Exkursion des Autors in die Alpen. In einer anderen Zeit (1809) spielt eine Geschichte um den Komponisten J. Haydn, und plötzlich merkt der Leser, dass sich die Zeit verschoben hat, Haydn gerät in ein "Amphitheater", in dem es offenbar darum geht, "einen Ball in einen Kasten zu befördern". - Fast alle Erzählungen werden besonders ältere Leser genießen, weil sie eigene Erfahrungen gespiegelt sehen, andererseits wird alles so mitreißend geschildert, dass dieser Hinweis vermutlich zu vorschnell gegeben wurde.
Hardy Scharf
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Enkeltrick
Franz Hohler
Luchterhand (2021)
153 Seiten
fest geb.