Treue

Seit einem kurzen leidenschaftlichen Moment auf der Damentoilette der Universität ist Carlo wie besessen von seiner jungen Studentin Sofia, die den Dozenten jedoch fortan zurückweist. Seine Frau Margherita ahnt die physische und emotionale Transgression, konfrontiert ihn aber nicht offensiv. Stattdessen gibt sie selbst der Versuchung nach, ein kurzes sexuelles Abenteuer mit ihrem gutaussehenden Physiotherapeuten zu erleben. Trotz gelegentlicher Phasen der Entfremdung tragen die außerehelichen Entgleisungen letztlich auch dazu bei, die Bindung der beiden zueinander zu stärken, die durch ausbleibende berufliche Erfolge, teure Immobiliendarlehen und den alltäglichen Trott immer wieder belastet wird. - Der Autor bemüht sich, ein umfassendes Panorama von Carlos und Margheritas Umfeld zu zeichnen und auch den vermeintlichen Nebenfiguren eigene Entwicklungsstränge zuzugestehen. Die resultierenden zahlreichen Perspektivwechsel, die oft fließend und teils mitten im Absatz vollzogen werden, erschweren jedoch eher den Lesefluss und lassen die Handlung noch diffuser wirken. Eher selektiv zu empfehlen.