Alles haben

Aus der Perspektive des beruflich als Werbetexter nicht mehr erfolgreichen Sandro erzählt Marco Missiroli in seinem zweiten, mit dem Premio Bagutta ausgezeichneten Roman Sandros Familien- und Lebensgeschichte. Als einziges Kind von Caterina und Nando Alles haben vermisst Sandro seine bereits verstorbene liebe- und temperamentvolle Mutter und steht distanziert zu seinem früher attraktiven Vater, dem einstigen Eisenbahner und passionierten Tänzer. Auf den Hinweis eines Freundes, dem Vater gehe es wohl nicht gut, rafft er sich auf und besucht Nando in seiner Heimatstadt Rimini. Vor allem bewundernswert ist die Empathie, mit der der Autor seinen Helden und dessen Vater schildert. Als stilistisch interessant und packend ist die Erzählweise zu schätzen, denn in längeren und kürzeren Abschnitten schildert der Autor das Zusammensein Sandros mit seinem Vater, Geschichten aus dem Leben der Eltern und eigenes Erleben mit Geliebter, Freunden und im Sog des Kartenspiels. Der Roman ist wahrhaftig und ein Meisterstück der heutigen Literatur. 171 Seiten geballte Spannung mit Einblick in die unterschiedlichen Welten eines leidenschaftlichen Spielers und Tänzers mit Höhepunkten und Tiefpunkten. Am Ende finden Vater und Sohn zueinander und Sandro schafft es, nicht zuletzt aus Liebe und Empathie für sich selbst und Menschen in seinem Umfeld, sich von der Sucht zu befreien. Unbedingt zu empfehlen.

Gudrun Schüler

Gudrun Schüler

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Alles haben

Alles haben

Marco Missiroli ; aus dem Italienischen von Esther Hansen
Verlag Klaus Wagenbach (2023)

170 Seiten
kt.

MedienNr.: 752394
ISBN 978-3-8031-3359-5
9783803133595
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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