Kirchenjahr 1
Karneval - Ein Fest der Religion
Inhalt
Wissenswertes
Praktisch erlebbare Elemente:
Für die Jüngsten (1-3 Jahre)
Für ältere Kitakinder (ab 4 Jahre)
Story-Telling (Grundschulalter)
Masken: Wer bin ich? (Jugendliche und Erwachsene)
Wissenswertes
Warum ist Karneval überhaupt ein Religionsthema? Und was hat Karneval mit Aschermittwoch zu tun?
Die tolle fünfte Jahreszeit
Frühling, Sommer, Herbst und Winter … und dann folgt die „fünfte Jahreszeit“. Und diese kunterbunte, zwischen Winter und Frühling liegende Zeit hat verschiedene Namen: Karneval, Fasching, Fastnacht oder Fasnet wird sie genannt, je nachdem in welcher Gegend wir uns befinden. So unterschiedlich wie die Namen, so verschieden sind auch die Bräuche, dieses Fest zu feiern: Lustiger Straßenkarneval mit Umzügen, Fastnachtssitzungen mit Büttenreden oder bunte Kostümfeste mit Tanz und Musik.
Aber warum wird da überhaupt gefeiert …
Die Karnevalskultur mit ihren vielen Festen und Umzügen passt in unsere Erlebnisgesellschaft. Das närrische Treiben ist aber viel älter und gehört zur christlichen Kultur: „Fastelovend“ oder „Fastnaht“, so heißt seit etwa 1200 der Vorabend der Fastenzeit, die mit dem Aschermittwoch beginnt und in der sich die Menschen auf Ostern, das höchste christliche Fest vorbereiten. Bevor die Zeit des Fastens begann, wollte man feiern, essen und trinken und noch einmal richtig „auf die Pauke hauen“.
Brauchtumsforscher berichten: Schon lange vor dieser Zeit wurde „zwischen Winter und Frühling“ ein altes Vorfrühlings- und Fruchtbarkeitsfest gefeiert wurde, bei dem die Menschen mit Masken, Kostümen und Radau die Wintergeister vertreiben wollten. Der Begriff „Fastnaht“ stammt wahrscheinlich auch von dem niederdeutschen Wort „faseln“, das „fruchtbar sein“ und „gedeihen“ bedeutet.
Bevor die Fastenzeit beginnt, wird in der „Fastnacht“, die die Kirche im 12. Jahrhundert auf die Zeit vor dem Beginn des Fastens festgelegt hat, noch einmal richtig gefeiert. Auch der Begriff "Karneval", der aus dem Lateinischen kommt, drückt aus, worum es eigentlich geht: "Carne vale" heißt "Fleisch - lebe wohl": In der Vorbereitung auf das Osterfest verzichteten die Menschen früher in der Fastenzeit 40 Tage auf Fleisch, auch auf Eier und Milchprodukte.
... und was hat das Ganze mit Religion und Glauben zu tun?
Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit und die Kirche begleitet Jesus in dieser Zeit auf seinem Weg durch Leid und Tod bis zur Auferstehung an Ostern.
Karneval und Fastenzeit gehören eng zusammen, denn die Fastnacht definiert sich ja von der Fastenzeit her. An den tollen Tagen werden rauschende Feste gefeiert, Frohsinn und Narretei ausgelebt. Und man kann dabei im Schutz von Masken und Kostümen unerkannt bleiben, vielleicht sogar „im Spiel“ die Rolle eines Bösen, eines Ungeheuers einnehmen. Man darf an diesen tollen Tagen die „böse Welt“ ausprobieren und der Narr darf auch Dinge aussprechen, ans Licht bringen, die sonst keiner sagen darf: Er hat „Narrenfreiheit“. Sein Witz macht uns Freude und steckt uns vielleicht an, dass wir uns selbst nicht zu ernst nehmen.
Früher wurde im Karneval auch der Tod oft als Narr dargestellt. Was aber bedeutet dieses Narrenspiel? Es sagt uns: Du kannst es ausprobieren, aber sei kein Narr und verspiele nicht dein ganzes Leben mit Unsinn und Klamauk, sondern finde heraus, was dir wirklich wichtig ist. An den tollen Tagen darf die Narretei für eine begrenzte Zeit ausgelebt werden um sie dann an Aschermittwoch zu überwinden. Auch das Endes des Karnevals wird zelebriert: Eine Strohpuppe als Symbol für den Karneval und die Narreteien wird in der Nacht zum Aschermittwoch verbrannt oder in den Bach geworfen und ertränkt.
Von Hl. Dreikönige bis Veilchendienstag
Der Startschuss der närrischen Zeit ist am Martinstag, dem 11. November um 11:11 Uhr, an dem z.B. in den Rathäusern die Narren die Herrschaft übernehmen. Die Elf gilt als närrische Zahl und so regiert in der Faschingszeit der „Elferrat“ als närrisches Parlament. Die eigentliche Karnevalszeit aber beginnt ab dem 6. Januar, dem Fest der Hl. Dreikönige bis zum Faschings- oder Veilchendienstag. Dies geht auf den alten Brauch des Bohnenfestes, z.B. in Frankreich zurück, bei dem am 6. Januar ein Königskuchen gebacken wurde, in dem eine Bohne versteckt war. Wer die Bohne in seinem Kuchenstück fand, der war Bohnenkönig bzw. Bohnenkönigin, die den ganzen Tag ihre Rollen spielten und z.B. einen Hofstaat ernennen durften. Dies ist ein schöner Brauch, den man zusammen mit Kindern beleben kann.
Der absolute Höhepunkt des Karnevals ist aber der Straßenkarneval, der am „fetten Donnerstag“ bzw. mit Altweiberfasnacht beginnt und am Fastnachtsdienstag, dem Veilchendienstag zu Ende geht. In den Karnevalshochburgen gibt es an diesen Tagen die tollsten Umzüge und auf vielen Plätzen wird getanzt und gefeiert. Auch in den Schulen und Kindertagesstätten finden Karnevalsfeiern statt und die Kinder dürfen sich verkleiden.
Und am Aschermittwoch ist alles vorbei
Das Karnevalslied "Am Aschermittwoch ist alles vorbei" drückt das Ende des Karnevals in einem Satz aus. Fastnachtsdienstag ist der letzte Tag des Straßenkarnevals, dann beginnt mit dem Aschermittwoch die Fastenzeit, die 40 Tage geht und bis Ostern dauert. Am Aschermittwoch wird in der katholischen Kirche den Gläubigen ein Aschenkreuz auf die Stirn gezeichnet. Der Priester oder Gottesdiensthelfer spricht dabei die Worte: "Bedenke Mensch, dass Du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst" oder "Bekehrt Euch und glaubt an das Evangelium". Somit erinnert die Asche an die eigene Vergänglichkeit und daran, dass alles vergehen muss. Gleichzeitig bekennt derjenige, der das Aschenkreuz trägt, damit, dass er zur Umkehr bereit ist und dass der Tod nicht das Ende ist, sondern er an das ewige Leben glaubt.
Von der Kirche her gelten heute nur noch der Aschermittwoch und der Karfreitag als Fast- und Abstinenztage. Und so gibt es in der Fastenzeit viele Formen und Möglichkeiten des Fastens und Verzichtens: Dabei kann hilfreich sein, nach der Wortbedeutung des „Fastens“ zu schauen. Das mittelhochdeutsche Wort „vasten“ bedeutet „beobachten“, „festhalten“. Welche Dinge und liebgewordene Gewohnheiten will ich aufgeben? Woran will ich festhalten, um nicht im „Hamsterrad“ des Alltags stecken zu bleiben? Um in der Fastenzeit neuen Schwung für mein Leben zu bekommen?
Praktisch erlebbare Elemente für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
Für die Jüngsten (1-3 Jahre)
Für die ganz kleinen einjährigen Kinder ist das Verkleiden und in andere Rollen schlüpfen noch nicht dran. Denn sie sind erst einmal damit beschäftigt sie selbst zu werden. Eine Verkleidung oder Maske würden sie vielleicht sogar als bedrohlich oder Angst einflößend empfinden.
Zweijährige entdecken das Schlüpfen in andere Rollen und ziehen sich z.B. gern Schal, Mütze oder Schuhe von jemand anderem an, d.h. sie brauchen gar keine aufwändigen Kostüme um sich zu verkleiden. Richtig Freude am Rollenspiel entwickeln die Dreijährigen in ihrem Alltag, wenn sie ganz nebenbei Mutter und Kind spielen oder zu einem Lokomotivführer im Zug (mit selbst gemachter Geräuschkulisse der Lok)werden.
Behutsam kann man Kinder verschiedenen Alters in Faschingsrituale und die „Verwandlung“ in der Karnevalszeit mit einbeziehen: Ein Raum wird bunter durch das Schmücken mit Girlanden und Luftballons, Lieder und Spiele werden lustiger, vielleicht auch lauter. Und ältere Kinder „verwandeln sich“ durch Schminke und Verkleidung in lustige und überraschende Figuren.
Mit dem Kofferspiel entdecken wir mit den Kindern die Lust am Verwandeln und Verkleiden:
Ein alter Koffer wird mit Karnevalsutensilien gefüllt: z.B. mit gut erhaltenen Hüten, wie Räuber- und Hexenhut, Schaffner-, Koch-, Bademütze, Haarreifen mit Pfeifenputzern oder Katzenohren, Schwimm-, Spaß- und Sonnenbrillen, Krone, Clownsnasen, Schürzen, Luftschlangen, Schlupfkostüme (die aus einer doppellagigen Stoffbahn bestehen, in die man eine Öffnung für den Kopf schneidet), bunte Perücken kann man auch selbst aus Pappmaché basteln:
Dazu gibt es eine pdf zum kostenlosen Download der Schillerschule Oehringen.
- Der geschlossene Koffer wird vom Spielleiter in die Mitte gestellt.
- Erst einmal wird geraten, was das für ein „Ding“ ist und was sich darin wohl befinden könnte.
- Dann öffnet der Spielleiter den Koffer ganz vorsichtig und macht es richtig spannend.
- Danach wird der Koffer von den Kindern aufgeklappt und sie dürfen nacheinander die verschiedenen Kopfbedeckungen bzw. Utensilien herausnehmen und anprobieren.
- Man darf seiner Fantasie freien Lauf lassen und sich nun, ggf. unterstützt vom Spielleiter, als Koch oder Schwimmmeister, als Hexe oder Prinz, als Clown oder Katze vorstellen.
- Spaß macht es, sich vor einem großen Spiegel (auf Sicherheitsglas achten!) selbst in Augenschein zu nehmen: Was bin ich denn nun geworden?
Achtung: Das Fotografieren jedes einzelnen Kindes sollte nicht vergessen werden! Lassen Sie sich dafür die Einverständniserklärung von den Eltern unterschreiben.
Der Fasching ist eine Zeit des Verkleidens und Verwandelns. Nach der Faschingsparty, spätestens am Veilchendienstag aber, endet diese Zeit:
- Der Raum wird wieder abgeschmückt, aufgeräumt und gefegt.
- Die Verkleidungssachen werden wieder in Schränke verstaut.
- Bei all dem helfen die Kinder mit und erleben die „Rückverwandlung“.
- Vielleicht kann man Luftschlangen und Papiermüll draußen in einem kleinen Feuer (im Grill) verbrennen. Dann erleben die Kinder, wie daraus Asche entsteht.
Aktionstipps: Man kann z.B. die Krabbelgruppe in die KÖB einladen
- Gemeinsam mit den Kindern und ihren Eltern z.B. das Kamishibai schauen: Fasching, Fastnacht & Karneval feiern mit Emma und Paul (Kamishibai Bildkartenset).
- Danach zum Kofferspiel einladen (s.o.) und das Spiel mit den Kindern spielen.
- Den Eltern die Bücherei/Medienangebot für Familien mit kleinen Kindern kurz erläutern und sie zur Ausleihe einladen.
(Buchtipp: Fasching, Fastnacht & Karneval feiern mit Ein- bis Dreijährigen von Monika Lehner, Don Bosco Verlag 2012, MedienNr.: 359097)
Für ältere Kitakinder (ab 4 Jahren)
Wilde Kerle
Kinder schlüpfen gern in andere Rollen indem sie andere nachahmen. Aber sie mögen es auch unbekannte Rollen einzunehmen: Wie fühlt es sich an, einmal ein Gespenst zu sein? Eigentlich müsste man vor solch einem unheimlichen Wesen ja Angst haben! Aber wenn man sich selbst mit einem Gespenst vertraut macht, ist man nicht mehr das „Opfer“ und damit ist das Böse längst nicht mehr so bedrohlich.
Was sind denn eigentlich „Wilde Kerle“?
- Mit den Kindern, Mädchen und Jungen, nachspüren und gemeinsam erforschen: Was ist ein wilder Kerl? Und wie fühlt es sich an, ein wilder Kerl zu sein?
- Wenn ich ein wilder Kerl bin: sehe ich wild und gefährlich aus. Jeder hat Angst vor mir.
- Meine Freunde sind auch alle wilde Kerle.
- Gemeinsam wollen wir Abenteuer erleben:
- Ein fernes Land entdecken, in Höhlen nach Schätzen suchen, auf Bäume klettern und Kokosnüsse suchen.
- Wer ist wohl der Stärkste von uns? Wer findet am besten einen Weg? Wer kann am besten klettern?
Wie sieht ein wilder Kerl aus und was tut er?
- mit meinem zottigen Fell, mit fürchterlichen Zähnen und spitzen Krallen und wilden Augen sehe ich Furcht erregend aus.
- Wir fletschen die Zähne und rollen mit den Augen.
- Meine Freunde und ich, wir machen fürchterlichen Krach, schlagen unsere Pauken und brüllen laut herum.
Wie können wir uns in wilde Kerle verwandeln?
- Bei der Verkleidung sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Sollen viele Bewegungsspiele gemacht werden, drinnen oder draußen, ist bequeme Kleidung (Jogginganzug) am geeignetsten. Diese kann auch mit Fellresten (z.B. für einen Schwanz) ergänzt werden.
- Bei der Verwandlung in einen wilden Kerl können die Haare mit Gel in Form gebracht werden und mit Schminkcreme und Schminkstiften lassen sich wilde Gesichter malen.
(Buchtipp: Kreativbuch für wilde Kerle & mutige Mädchen von Katharina Naimer, Basteln, Spielen, Kunst machen, EDITION MICHAEL FISCHER 2015, MedienNr.: 581551)
Aktionstipps: In der Faschingszeit ein „Wilde-Kerle-Land“ bauen und darin spielen:
- Der Spielleiter bzw. das Team baut mit den wilden Kerlen aus großen Pappkartons eine Landschaft mit Bäumen, einem Strand und einer Insel. Dazu braucht man: Umzugskartons oder große Kartons vom Elektrohandel, Abtönfarben und Pinsel, bei Bedarf: große Schere zum Zuschneiden.
- Aus Tischen lassen sich mit Tüchern und Decken Höhlen bauen, in denen sich die wilden Kerle verstecken können.
- Mit Seilen lassen sich Brücken bauen, über die die wilden Kerle balancieren.
- In einen Bettbezug werden aufgeblasene Luftballons gesteckt und so wird daraus ein großes Luftkissenboot, auf dem die wilden Kerle über das Meer fahren.
- Der Spielleiter bestimmt einen König. Und dieser spielt mit ihnen das Wilde-Kerle-Theater: Er macht eine Bewegung vor. Alle anderen müssen sie nachmachen. Dazu läuft Wilde-Kerle-Musik.
- Urwaldspektakel: Die Wilden Kerle teilen sich in Kleingruppen und müssen ein „Urwaldgeräusch“ nachmachen: Eine Gruppe zischt, die andere quiekt, pfeift, surrt, quakt oder grunzt. Auf Kommando des Spielleiters versuchen es alle gemeinsam.
- Am Schluss kann man eine wilde Kerle Geschichte erzählen oder selber erfinden.
(Buchtipp: Wo die wilden Kerle wohnen von Maurice Sendak)
Story-Telling (für Kinder im Grundschulalter)
Papp-Teller-Geschichten
Bei diesem Spiel sind die Pappteller, die man normalerweise bei Partys oder Picknicks benutzt, ein besonderes Medium: Story-Teller, mit denen wir gemeinsam eine Geschichte erfinden und erzählen können. (Nach einer Idee von Regina Rüsch. LAG-Tagung 2015: „Fit fürs freie Erzählen - Vom Zaubern mit Worten", Referentin: Gudrun Rathke)
Das wird gebraucht:
Pappteller, mindestens für jeden Teilnehmer einen. Buntstifte, Filzstifte und Wachsmalstiften zum Bemalen der Teller.
So funktioniert es:
In der Gruppe werden nun Begriffe gesucht um gemeinsam eine Geschichte zu erzählen. Die Auswahl der Wörter kann „kunterbunt“ sein (z.B. Hexe, Brunnen, Kind, Besen, Wald, Schaukel etc.) sein und es sollen auch „quere“ Wörter vorkommen, wie z.B. Salzstreuer, Sonnenöl oder Bratpfanne, die aus dem Rahmen fallen. Jeder darf dann einen Begriff auf dem Teller aufmalen.
Wenn alle mit dem Malen fertig sind, kann man die Pappteller umgedreht im Stuhlkreis in die Mitte legen. Jeder darf einen Teller ziehen. Dann geht es los mit dem Geschichtenerzählen, einer fängt an. Danach erzählen alle die Geschichte weiter, indem sie ihr Wort in einem Satz unterbringen, der sinnvoll an die Geschichte anschließt. Auf jeden Fall darf man mehrmals drankommen, bzw. die Begriffe werden natürlich wiederholt gebraucht. Und der/die Spielleiter/in kann natürlich helfend begleiten, damit die Geschichte weitergeht.
Hier ein Beispiel für eine Sammlung von 12 Begriffen:
Prinz, Prinzessin, Geschenk, Bach, Lindenbaum, Stein, Ungeheuer, Weg, Bratpfanne, Tür, Tisch, Salzstreuer.
Hier ein Beispiel für eine aus diesen Begriffen erzählte Geschichte:
Es war einmal ein Prinz, der wohnte in einem schönen Schloss. Eines Tages beschloss er einen Spaziergang zu machen, denn er wollte gerne seine Freundin, die Prinzessin, besuchen. An diesem sonnigen Tag hatte er vor, ihr ein schönes Geschenk mitzubringen. So ging er los und spazierte durch Feld und Wald. An einem kleinen Bach spielte er oft mit der Prinzessin Steinchen werfen oder über den Bach springen. Oder sie saßen unter einem Lindenbaum und spielten Karten. Nun machte der Prinz Halt, um vielleicht einen schön glitzernden Stein für die Prinzessin in dem Bach zu finden. Solche Geschenke aus der Natur waren der Prinzessin nämlich am allerliebsten. Gerade beugte er sich über das Wasser, da sprang plötzlich ein riesiges schwarzes Ungeheuer aus dem Bach und erschreckte den Prinzen ganz furchtbar. Das Monster mit seinen spitzen Hörner und großen Pranken sprang auf ihn zu und brüllte: „Ich fresse dich.“ Da bekam der Prinz furchtbare Angst. Aber als das Monster den Prinzen nur am Arm berührte, verwandelte er sich und wurde auch zu einem Ungeheuer.
Nun tobten sie, balgten sich unter dem Baum und hatten Spaß daran sich gegenseitig umzustoßen. Und dann machten sie sich gemeinsam auf den Weg zur Prinzessin. Sie stand gerade in der Küche und wollte sich etwas zu essen machen. Als sie durch das Küchenfenster die zwei Ungeheuer auf das Schloss zulaufen sah, nahm sie schnell eine Bratpfanne in die Hand. Als die Monster zur Tür herein kamen, winkte sie den beiden zu und rief: „Hallo, ihr zwei. Ich brate euch jetzt ein paar leckere Spiegeleier!“ Da lachten sie und setzen sich an den Tisch. Die Prinzessin aber nahm beim Braten der Eier den Salzstreuer aus dem Regal und streute etwas vom Zaubersalz in die Pfanne. Wer dieses Salz isst, kann nicht lügen und sagt immer die Wahrheit. Dann servierte sie den Ungeheuern das Essen, das sie sich gut schmecken ließen. Beim Essen fragte die Prinzessin das eine Monster: „Was hast du denn vorhin am Bach gemacht?“. Das Monster glotzte sie mit seinen großen Augen an und sagte: „Ich, ich habe doch einen schönen glitzernden Stein für dich gesucht.“ Und als das Ungeheuer diesen Satz gesagt hatte, da konnte es sich wieder zurückverwandeln in den Prinzen. Die Prinzessin hatte nämlich ihren Freund an den feinen goldenen Blüten vom Lindenbaum, die in seinem Monsterfell klebten, erkannt. Auch dem anderen Ungeheuer stellte sie eine Frage: „Du hast so kluge Augen. Liest du gerne Bücher?“ „Ich lese furchtbar gern Märchenbücher!“ antwortete das Monster und verwandelte sich in den Jungen zurück, der mit dem Prinzen und der Prinzessin zusammen in die Schule ging. Da freuten sich die drei und rannten zusammen in den Schlosshof zum Spielen. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Zu der Geschichte kann der Spielleiter konkrete Fragebeispiele geben:
- Wie habt ihr das Auftauchen des Ungeheuers in der Geschichte erlebt? Wie hat sich der Prinz dabei gefühlt? Wie hat er die eigene Verwandlung in ein Ungeheuer erlebt?
- Wie hat die Prinzessin reagiert? Wie konnte sie den beiden Monstern entgegen treten? Wieso haben die beiden friedlich reagiert? Und wie ging die Rückverwandlung vonstatten?
- Interessant ist auch, wie der Spieler, der z.B. den Teller „Ungeheuer“ oder „Prinz“ oder „Prinzessin“ hat, das sieht und wie die anderen Spieler dies wahrgenommen haben.
Aktionstipps:
- Das gemeinsame Geschichtenerzählen macht den Kindern riesigen Spaß und jeder hat dabei das Gefühl: Das ist meine Geschichte! Und auch unsere gemeinsame Geschichte!
- Natürlich ist es schön, die Geschichte am Schluss noch einmal im Zusammenhang zu erzählen.
- Dann kann man die Geschichte auch aufschreiben und daraus ein Bilderbuch gestalten.
- Selbstverständlich kann man die Geschichte in einer Vorführung in der KÖB oder in der Schule präsentieren.
- Man kann die bemalten Teller schon vor der Veranstaltung vorbereiten bzw. auch mit den Kindern malen.
- Natürlich kann man im Anschluss an das Geschichtenerzählen bzw. die Vorführung ein kleines Fest mit selbst gemachten Speisen feiern. Es gibt z.B. coole Rezepte für Najosalat, Obstspieße in Schokolade getunkt, Schneewittchenwaffeln, Kräppel, Ipanema-Cocktail und Schneckensaft (Rezepte können bei Bedarf von der Autorin nachgeliefert werden.)
Masken: Wer bin ich? (für Jugendliche und Erwachsene)
"Der Mensch ist am wenigsten er selbst, wenn er für sich selbst spricht. Gib ihm eine Maske, und er wird dir die Wahrheit sagen." Oscar Wilde
Masken haben viele verschiedene, interessante Facetten und werfen Fragen auf: Versteckt sich jemand hinter der Maske um andere zu täuschen? Schützt er sich mit der Maske vor der Identifizierung? Stellt er mit der Maske jemanden dar? Masken gibt es in den Kulturen in aller Welt, wo sie in Ritualen zur Geburt, Heilung, Bestattung, Ernte und Fruchtbarkeit eine wichtige Rolle spielen. Bei uns ist bis heute Fasching und Fastnacht die wichtigste Zeit der Masken im Jahreskreis.
Das Herstellen einer Maske vom eigenen Gesicht ist eine sehr persönliche und besondere Erfahrung. Im Spiegel kann man sich selbst betrachten, auf einem Foto auch, aber der Gesichtsabdruck schafft ein einmaliges Abbild von einem selbst, das die Gesichtszüge darstellt, auch die „ Ecken und Kanten“, die markant sind und zu einem selbst, zur eigenen Persönlichkeit gehören. Man kann diese Maske vom eigenen Gesicht nicht allein kreieren bzw. herstellen. Also kommt noch hinzu, dass bei der Anfertigung in Partnerarbeit eine andere Person beteiligt ist, der man sein Vertrauen schenkt.
Für das Herstellen einer Gipsmaske benötigt man:
- Gipsbinden aus der Apotheke
- Fettcreme
- Schüssel mit Wasser
- Kosmetiktücher oder Frischhaltefolie
- Kleidung mit Tuch etc. abdecken bzw. schützen.
So wird es gemacht:
- Zuerst wird das Gesicht dick mit Fettcreme eingerieben, besonders Haaransätze und Augenbrauen beachten! Über die Augen Kosmetiktücher oder Frischhaltefolie decken.
- Achtung: Bitte unbedingt beim Gipsen Nasenlöcher zum Atmen frei lassen! Augen und Mund können auch frei gelassen oder aber mit eingegipst werden, je nach Wunsch.
- Die eingecremte Person legt sich auf den Boden oder zurückgelehnt auf einen Liegestuhl.
- Die Gipsbinden werden in Streifen (große Streifen für Wangen und Stirn, einige schmale und viele mittlere) geschnitten, kurz in Wasser eingeweicht und dann Schicht um Schicht auf das Gesicht gelegt. Etwa drei bis vier Schichten auftragen um eine stabile Maske zu erhalten. Der weiche Gips lässt sich gut bearbeiten, sodass die Konturen des Gesichtes modelliert werden können.
- Einige Zeit (etwa 10 Min.) auf dem Gesicht antrocknen lassen, dann wird die Maske vorsichtig gelöst, indem man unter der Maske Grimassen schneidet.
- Die Maske sollte etwa einen Tag lang trocknen, bevor sie mit Farben (Wasser- oder Acrylfarben) weiter bearbeitet oder verziert wird.
Aktionstipps: Maskenmeditation
- Die Maske regt an zu überlegen: Wer bin ich? Was gehört zu mir und macht mich aus? Welche Sehnsüchte und welche Ängste habe ich?
- Mit Farben, Zeichen und Symbolen, die ich auf die Maske male, kann ich meine Identität ausdrücken.
- Die Maske des Gesichts kann auch in zwei Hälften geteilt werden: Wer bin ich? Und wer will ich sein?
- Die Gedanken können formuliert und aufgeschrieben werden: Mit der Maske kann ich mich selbst erkennen: Ich bin ich. So wie ich bin. Ein Geschöpf Gottes.
- Wenn gewünscht, können die Masken ausgestellt werden oder auch in einem Gottesdienst (z.B. Bußgottesdienst „Masken ablegen“) eingesetzt werden.
Quelle: missio Werkmappe Weltkirche 154: Masken - die ungeschminkte Wahrheit
Das Kirchenjahr in praxisnahen Konzepten
www.borromaeusverein.de - Glauben (er)leben
Autorin, Marita Raude-Gockel
Redaktion, Ulrike Fink
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