Weltfrieden

Mitten in der Brandenburgischen Provinz und beinahe idyllisch an einem See gelegen, bot der volkseigene Chemiebetrieb den Menschen im Ort eine sichere Stelle. Zumindest solange die DDR existierte. Schnell wurde die Produktion geschlossen und der Betrieb abgewickelt. Die Leute standen nun auf der Straße und auf dem weitläufigen Gelände wurde eine Ferienhaussiedlung gebaut, die Kulisse malerisch und in kurzer Zeit von Berlin zu erreichen. Erika und Hermann haben sich eingerichtet und kümmern sich um die Häuser, wenn die Besitzer nicht da sind oder ihren Besuch angekündigt haben. Sie putzen, bessern aus und füllen die Kühlschränke auf. Nun sollen die beiden auch den „Weltfrieden“, den Kindergarten des ehemaligen Betriebs, entrümpeln und auf Vordermann bringen. Auch hier soll investiert werden. Bei den Aufräumarbeiten stoßen sie auf Unterlagen, die zeigen, dass bei der Abwicklung nicht alles mit rechten Dingen zuging und sich manche ziemlich bereichert haben. Die eingeschworene Dorfgemeinschaft schöpft Hoffnung, es dem Wendegewinner zu zeigen und so etwas wie späte „Gerechtigkeit“ zu bekommen. Lucia Jay von Seldeneck schildert in ihrem ersten Roman eine Dorfgemeinschaft, die nicht immer vom Glück gesegnet ist, sich aber nicht unterkriegen lässt und an die Zukunft glaubt. Anna Thalbach gibt den vielen teils kauzigen und skurrilen Charakteren eigene Stimmen. Gleichermaßen unterhaltsam wie zeithistorisch von Interesse. Sehr zu empfehlen.