Mit Lukanga Mukara durch Deutschland

Was passiert, wenn ein Besucher die Sitten und Gebräuche mit denen seines Landes vergleicht? Diese Frage hat sich Europäern in den Jahren des Kolonialismus nicht gestellt, es war klar, ihre Zivilisation ist der des fremden Landes haushoch überlegen. Der Autor Hans Paasche, geb. 1881, hat in seinem Roman „Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins innerste Deutschland“ geschildert, wie es sich aus der Sicht des Besuchers verhält. Denn dem fiktiven Lukanga Mukara erscheinen viele Dinge im Land, das von Kaiser Wilhelm regiert wird, merkwürdig. Während die Episode rund um Briefe und Postzustellungen schlicht amüsant erscheint und er die unterschiedlichen Zahlungssysteme als befremdlich schildert, ändert sich der Ton in den anderen Briefen schnell. Denn sehr scharfsichtig und pointiert schildert Lukanga Mukara, welche Auswirkungen die Gier nach Erfolg, nach Reichtum, dem „immer höher, immer schneller, immer mehr“ auf die Umwelt und auch auf die Bewohner des Landes hat. Mehr als merkwürdig wirken die Feierlichkeiten zu Kaiser Wilhelms Geburtstag auf den Besucher und auch die Rauchzeremonien erscheinen ihm sinnbefreit. Auch wenn der Roman schon über 100 Jahr alt ist, wirkt er hochmodern und zeigt ein Bild, das alles andere als schmeichelhaft ist. Douglas Welbat liest die Briefe, in denen der Schreiber den Zuhörer/-innen einen Spiegel vorhält, bei dem Lachen und Betroffenheit fast ohne Übergang nebeneinander liegen. Das eingespielte Musikstück „Auf der schwäb'schen Eisenbahn“ passt hervorragend. Zum besseren Verständnis führt ein Prolog am Anfang des Hörbuchs in das Stück ein und das beiliegende Booklet enthält ausführliche Informationen zum Autor und dessen Biografie. Für aufgeschlossene und interessierte Hörer/-innen unbedingt zu empfehlen.