Die neuen Deutschen
Für den Politikwissenschaftler Herfried und die Literaturwissenschaftlerin Marina Münkler sind die "neuen Deutschen", die sie im Titel ihres Buches nennen, nicht nur die Flüchtlinge und Asylsuchenden, sondern auch die in Deutschland geborenen Bürger. Angesichts einer schrumpfenden Bevölkerung müssten auch die Deutschen über die "eigene Kollektivität" (S. 11) nachdenken und sich entscheiden, ob sie die "alten Deutschen" sein wollten, die an der "ethnischen Geschlossenheit des Volkes hängen" (S. 13). Zwei Wanderungsbewegungen gäbe es: eine aus der Arbeitsmigration, eine aus Flucht vor Krieg, Hunger und Klimaveränderungen. In einem ausführlichen historischen Teil betrachten die Wissenschaftler die aktuelle Flüchtlingssituation nicht als außergewöhnlich, sondern als eine in der Geschichte der Menschheit alltägliche Wanderungsbewegung. Schon immer hätten aufstrebende Staaten vom Zuzug gelebt und nur dadurch Erfolg gehabt. Einwände gegen die Zuwanderung werden von den Autoren beleuchtet, aber sie plädieren dafür, eine Chance in den Menschen zu sehen, die nach Deutschland gekommen sind. Die Länge der Kapitel und die Wissenschaftssprache erfordern ausdauernde Leser/innen. Für erweiterte Bestände.
Helmut Lenz
rezensiert für den Borromäusverein.
Die neuen Deutschen
Herfried Münkler ; Marina Münkler
Rowohlt Berlin (2016)
333 S.
fest geb.