Pol
Hjalmar Johansen war ein talentierter Entdeckungsreisender, der stets im Schatten der großen norwegischen Polarforscher Fridtjof Nansen und Roald Amundsen stand. Er gehörte der Eisdriftexpedition 1883-1886 im Nordpolarmeer an und begleitete als einziger Nansen bei seinem erfolglosen Versuch, von der eingefrorenen Fram aus mit Hundeschlitten zum Pol zu gelangen. Auch bei Amundsens Südpol-Bezwingung im Südsommer 1912/13 war er dabei, durfte diesen aber zuletzt wegen Streitigkeiten nicht begleiten. Jenseits der Expeditionen führte Johansen, dem Alkohol verfallen, ein erfolgloses Leben, dem er früh durch Selbstmord ein Ende setzte. Durch sachbezogene Schilderungen der Ereignisse, innere Monologe und fiktive Dialoge lässt Messner Johansen sein Leben erzählen und zeichnet so in einer Mischung aus Sachbuch und fiktionaler Erzählung das Bild eines zu kurz gekommenen Forschers nach, der an der ihm verweigerten Anerkennung zerbrochen ist. Auch wenn der Blick auf Johansens Befindlichkeiten, hinter dem man oft die Lebensphilosophie des Autors zu erkennen glaubt, zu stark ausfällt: Das spannend nacherzählte Reiseabenteuer wird alle Fans dieses Sachbuchgenres ansprechen.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Pol
Reinhold Messner
Malik (2011)
Edition Abenteuer
299 S. : zahlr. Ill., Kt.
fest geb.